Bacillus Calmette-Guérin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Bacillus Calmette-Guérin (BCG) ist ein Bakterium, dass von den Franzosen Albert Calmette und Camille Guérin entwickelt wurde. Es wird in einigen Ländern als wirkungsvoller Lebendimpfstoff gegen einige Formen der Tuberkulose eingesetzt, gilt aber auch bei der Bekämpfung von Blasenkrebs als Erfolg versprechende Immuntherapie. Besonders bei Kindern beeinflusst der Bacillus Calmette-Guérin den Krankheitsverlauf einer Tuberkulose positiv und verhindert schwerwiegende Komplikationen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Bacillus Calmette-Guérin?

Tuberkulose (Tbc) ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit. Verschiedene Arten von Tbc-Bakterien verursachen unterschiedliche Verlaufsformern der Erkrankung.
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Das durch dauernd wiederholte Fortzüchtung entwickelte Bakterium Bacillus Calmette-Guérin gehört zu dem Stamm der Mykobakterien. Das Bakterium stammt ursprünglich von einer Kuh, die an einer tuberkulosen Mastitis erkrankte.

Nachdem es 1901 von Edmond Nocard entdeckt wurde, setzten die Franzosen Albert Calmette und Camille Guérin die Forschung fort. Sie kultivierten den Stamm des Mykobakteriums in Nährmedien und beobachteten dabei eine Abschwächung der Infektionskraft. So konnte der abgeschwächt-virulente Bacillus Calmette-Guérin ab 1921 erfolgreich als Lebend-Impfstoff gegen Tuberkulose eingesetzt und genetisch weiterentwickelt werden. Die Impfung wird als intrakune Lebend-Impfung durchgeführt, kann allerdings weder eine Ansteckung noch eine Weiterverbreitung der Tuberkulose-Keime verhindern.

BCG kann heute vor allem Kinder gegen einige Formen der Tuberkulose-Erkrankung schützen. Gegen die häufigste Form der Tuberkulose, der Lungentuberkulose, reicht seine Wirksamkeit jedoch weder bei Kindern noch bei Erwachsenen aus. Die BCG-Impfung verhindert hingegen zuverlässig, gerade bei Kindern gefürchtete, Komplikationen einer Tuberkulose, wie etwa Miliartuberkulose oder eine tuberkulöse Meningitis.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Tuberkulose (Tbc) ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit. Verschiedene Arten von Tbc-Bakterien verursachen unterschiedliche Verlaufsformern der Erkrankung. Die häufigste Art von Tbc wird über die Atemwege übertragen und bewirkt einen Infektionsherd in der Lunge. Obwohl Tuberkulose heute mit [Antibiotika]] heilbar ist, kann sie – vor allem bei immunschwachen Patienten – zu Komplikationen führen, die lebensbedrohlich sind.

Im Verlauf der Erkrankung können auch weitere Organe, wie etwa Hirnhäute, Rippenfell, Knochen, Harnwege und die Haut von den Bakterien betroffen sein.

Die ansteckende Infektionskranheit wird vor allem auf dem Luftweg über Tröpfcheninfektion übertragen. Die Tuberkulose-Erreger Mycobacterium bovis können außerdem durch rohe Kuhmilch an den Menschen weitergegeben werden.

Rund ein Drittel der Weltbevölkerung trägt Tuberkulose in sich. Ein gesundes Immunsystem kann den Ausbruch der Erkrankung jedoch verhindern und schützt auch vor der Ansteckung. Vielreisende sollten sich regelmäßig beim Arzt testen lassen

Bedeutung & Funktion

In der medizinischen Fachwelt gilt der Wirkungsgrad einer BCG-Impfung heute als umstritten. Mehrere Gründe sind dafür ausschlaggebend. Wegen einer nicht sicher belegbaren Wirksamkeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut seit 1998 den Einsatz des Bakteriums als Impfstoff in Deutschland nicht mehr.

Der Impfschutz durch die BCG-Impfung konnte in Metaanalysen in nur 50 Prozent der Lungentuberkulosen hierzulande belegt werden. Auch aufgrund von häufig unerwünscht auftretenden Nebenwirkungen und Komplikationen wird der Impfstoff deutschlandweit für diese Indikation zurzeit nicht mehr zugelassen.

Des Weiteren konnten bei Patienten veränderte Testergebnisse feststellt werden, die einmal mit dem Bacillus Calmette-Guérin geimpft wurden. Bei ihnen ist häufig im Tuberkulin-Hauttest ein positives Testergebnis zu beobachten und zwar auch in Fällen, in denen keine Ansteckung durch Tuberkulose vorliegt. Bei den Betroffenen wird zudem erst eine Schwellung von einem größeren Umfang als 15 mm Durchmesser als positiv bewertet. Weil die Aussagekraft eines Tuberkulin-Hauttestes begrenzt ist, setzen Fachärzte in Deutschland für Patienten mit BCG-Impfung zum Nachweis einer Infektion alternativ den Gamma-Interferon-Blutest ein.

In anderen Staaten gilt der Einsatz des Bacillus Calmette-Guérin allerdings als sinnvoll, da hier zum Teil unterschiedliche epidermiologische Gegebenheiten auftreten. Wer Langzeitaufenthalte in diese Länder plant, sollte sich daher einer Impfung mit BCG unterziehen. Allerdings wirkt eine BCG-Impfung nicht bei Menschen in tropischen und subtropischen Gebieten. Die Fachwelt vermutet, dass der Grund hierfür in der Immunität liegt, die die Einwohner gegen die dort verbreiteten Mykobakterien-Arten aufgebaut haben.


Krankheiten & Beschwerden

Seit 1976 wird der Bacillus Calmette-Guérin erfolgreich zur Bekämpfung von Blasenkrebs eingesetzt. Viele Patienten benötigen nach einer chirurgischen Entfernung eines Tumors in der Harnblase eine wirksame Immuntherapie. Sie soll ein mögliches Wiederauftreten dieser Erkrankung verhindern und zudem die körpereigenen Zellen zur Tumorabwehr anregen.

Der Krebspatient erhält die aufbereiteten lebenden BCG-Bakterien als Einspülung direkt in die Blase. Eine BCG-Instillation erfolgt über einen dünnen Katheter, der durch die Harnröhre verläuft. Nach rund zwei Stunden, in denen die Lösung in der Blase verbleibt, wird der Katheter wieder entfernt. Da der Bacillus Calmette-Guérin dort eine örtliche Entzündung bewirkt, können auf diese Weise die körpereigenen Abwehrzellen aktiviert werden. Wenn die Patienten diese Behandlung gut vertragen, werden, in wöchentlichen Abständen, insgesamt sechs BCG-Bahandlungen durchgeführt. Die Immuntherapie bewirkt im Allgemeinen keine Nebenwirkungen und ruft lediglich eine zweitägige Blasenentzündung und kurze grippeähnliche Symptome hervor, die als typische Begleiterscheinungen der Behandlung gelten.

Quellen

  • Doerfler, W.: Viren. Fischer Taschenbuch, Berlin 2015
  • Hofmann, F., Tiller, F.,W.: Praktische Infektiologie. ecomed-Storck, Hamburg 2011
  • Neumeister, B., Geiss, H., Braun, R.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart 2009

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