Austrocknung (Exsikkose)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Exsikkose ist der medizinische Begriff für eine körperliche Austrocknung beim Menschen. Sie ist im Allgemeinen die Folge eines Flüssigkeitsmangels.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Austrocknung (Exsikkose)?

Eine Exsikkose bezeichnet die Austrocknung des menschlichen Körpers durch einen Mangel an Flüssigkeit und der daraus resultierenden Reduzierung des Körperwassers. Oft wird diese mit einer sogenannten Dehydratation verwechselt, die aber lediglich einen akuten Wassermangel beschreibt, der eine Vorstufe der Exsikkose darstellt.

Ursachen

Gerade Säuglinge und alte Menschen sind besonders häufig von Exsikkose betroffen. Erstere weil sie nur über einen sehr geringen Vorrat an Flüssigkeit verfügen, auf den sie im Falle einer mangelhaften Versorgung zurückgreifen könnten.

Bei älteren Menschen sorgen hingegen das mit dem Alter oft abnehmende Durstempfinden sowie eine stark eingeschränkte Aufnahme von Flüssigkeit bei einem akuten Auftreten von Durst für eine Exsikkose. Unter Umständen kann es bei Demenzpatienten zu einer Austrocknung kommen, wenn eine Vernachlässigung der Bedürfnisse der Betroffenen durch ihre jeweiligen Pfleger vorliegend ist.

Aber auch junge Menschen und Kinder, die das Säuglingsalter bereits überschritten haben, können an einer Exsikkose leiden. In diesem Zusammenhang spielen dann oft Krankheiten wie Diabetes, Durchfall oder körperliche Gebrechen wie Disphagien (Schluckstörungen), Nierenleiden oder Verbrennungen eine wichtige Rolle.

Gegebenenfalls kann auch die Einnahme von Diuretika, also Medikamenten, die zu einer Entwässerung des Körpers führen, zur Entstehung einer Exsikkose beitragen. Neben all diesen Ursachen kann aber auch ein längere Zeit andauerndes Ungleichgewicht von Flüssigkeitsaufnahme und Flüssigkeitsabgabe zu einer Exsikkose führen.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Gerade Säuglinge und alte Menschen sind besonders häufig von Exsikkose betroffen.
© Sondem – stock.adobe.com

Eine Exsikkose zeichnet sich durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Symptomen aus. Ein untrügliches Zeichen einer Austrocknung ist jedoch das Stehenbleiben von frisch gezogenen Hautfalten. Die Haut und die Schleimhäute fühlen sich trocken an. Des Weiteren fällt der Patient durch eine erhöhte Erregbarkeit mit fahrigen, hastigen und ziellosen Bewegungen auf, die sich mit abnormer Schläfrigkeit abwechseln.

Die ausgeschiedene Urinmenge nimmt stark ab. In extremen Fällen gibt der Körper überhaupt keinen Urin mehr ab. Harnpflichtige Substanzen werden zurückgehalten. Durch den starken Flüssigkeitsverlust kommt es außerdem zu einem starken Blutdruckabfall, der zu einem Kreislaufschock führen kann.

Der Flüssigkeitsmangel bewirkt auch, dass die Viskosität des Blutes zunimmt. Dadurch besteht ein höheres Risiko für die Entstehung von Thrombosen. Des Weiteren kommt es zu starkem Gewichtsverlust, Verstopfung, Krampfanfällen und Nierenschmerzen. Besonders ältere Patienten leiden dann unter extremer Schläfrigkeit, Erregtheit, Verwirrtheit, Desorientierung und Reduktion des Allgemeinzustandes.

In schweren Fällen kann es auch zu Bewusstlosigkeit kommen. Ohne schnelle Behandlung kann die Exsikkose zum Tode führen. Nach erfolgreicher Behandlung über Infusionen mit einer Elektrolytlösung normalisiert sich der Zustand der Patienten jedoch wieder sehr schnell. Auch Patienten, die durch ihre hohe Aggressivität auffällig wurden, sind plötzlich wieder völlig normal. Allerdings können sich viele Betroffene nicht mehr an den vorangegangenen Zustand erinnern.

Diagnose & Verlauf

Die Symptome einer Exsikkose sind sehr unterschiedlich und reichen von einer kaum vernehmbaren Austrocknung der Schleimhäute und leichten Konzentrationsstörungen bis hin zu starken Kopfschmerzen, Schwindel, Muskelkrämpfen, einem Gefühl der Schwäche, Herzrasen oder Problemen beim Kauen und Schlucken.

Das eindeutigste Anzeichen für eine Exsikkose liegt allerdings dann vor, wenn sich Falten auf dem Handrücken nicht wieder entfernen und über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Werden keine Gegenmaßnahmen eingeleitet, führt die Exsikkose in den meisten Fällen zu einer Oligurie, also einer zu geringen Ausscheidung von Urin und somit zu einem gestörten Stoffwechsel und Elektrolythaushalt.

Aus dieser kann dann eine Anurie entstehen, bei der nahezu kein Urin mehr ausgeschieden wird, was mitunter lebensbedrohlich sein kann. Zudem steigt aufgrund der fehlenden Spülung der Harnwege das Risiko an einer Erkrankung dieser wie z.B. einer Infektion zu leiden erheblich. Festgestellt wird eine Exsikkose entweder durch einen erhöhten Natrium- oder Hämatokritgehalt im Blut, einer erhöhten Körpertemperatur (dem sogenannten "Durstfieber") oder einem niedrigen Zentralen Venendruck (ZVD). Ferner deuten auch eingefallene Halsvenen auf eine Exsikkose hin.

Komplikationen

Eine Exsikkose kann zu sehr unterschiedlichen und folgenschweren Komplikationen führen. Ist ein Mensch ausgetrocknet verliert auch seine Haut an Flüssigkeit. Diese ist infolgedessen anfälliger für Wunden und Infektionen. Besonders bei alten Menschen besteht die Gefahr eines Dekubitus.

Ein Dekubitus ist ein Druckgeschwür. Dieses kann in späten Stadien ein völliges Absterben der betroffenen Hautareale zur Folge haben. Zudem führt eine Exsikkose zwangsläufig zu Verstopfung. Diese geht mit weiteren möglichen Komplikationen einher die den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen. Durch den Flüssigkeitsmangel entstehen Schwindelzustände die das Sturzrisiko erhöhen. Es kann weiterhin zu einer sogenannten Oligurie kommen.

Bei einer Oligurie ist die Ausscheidung von Harn eingeschränkt. Aus diesem Zustand heraus kann eine Anurie entstehen. Das bedeutet, dass weniger als 100 Milliliter Urin am Tag ausgeschieden werden. Die Folge ist, dass keine harnpflichtigen Stoffe mehr ausgeschieden werden können. Weitere Komplikationen wie Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes können sich daraus ergeben. Infolgedessen kann es zu Nierenversagen mit weitreichenden negativen Auswirkungen kommen.

Zudem können Lungenödeme und Herzrhythmusstörungen auftreten. In späteren Stadien einer Austrocknung ist die Rheologie des Blutes stark verändert. Die Rheologie beschreibt die Zusammensetzung von Stoffen. Infolgedessen können Herzinfarkte und Schlaganfälle auftreten. Diese führen zu weiteren Komplikationen wie Sprachstörungen und Lähmungen. Sie können im schlimmsten Fall tödlich enden.

Behandlung & Therapie

Bei der Behandlung einer Exsikkose hat die Normalisierung des Flüssigkeitshaushaltes in der Regel oberste Priorität. Da die zu behandelnden Patienten aber in vielen Fällen aufgrund der Begleiterscheinungen der Austrocknung unkooperativ, bewusstlos und mitunter sehr gereizt sein oder sogar handgreiflich werden können, stellt sich die Zuführung von ausreichend Flüssigkeit oft sehr kompliziert dar.

Daher muss von Fall zu Fall entschieden werden, welche Methode der Flüssigkeitszugabe die erfolgsversprechendste und am ehesten durchführbare ist.

Möglich ist entweder eine orale Zufuhr mithilfe eines Löffels oder kleinen Bechers, eine Infusion oder eine künstliche Ernährung über eine Magensonde oder eine perkutane endoskopische Gastrostomie, bei der ein künstlicher Zugang zum Magen durch die Bauchdecke geschaffen wird. Sobald der Flüssigkeitshaushalt wieder ein gesundes Maß erreicht hat verschwinden die Symptome der Exsikkose in der Regel binnen Stunden oder weniger Tage.

Aussicht & Prognose

Eine Austrocknung führt binnen weniger Tage immer zum Tode, insofern nicht gehandelt wird. Es folgen innerhalb von drei Tagen verschiedene Symptome, wie beispielsweise Halluzinationen, das Einsetzen eines Deliriums oder Komas und erhebliche Schwächeanfälle. Zudem werden die Nieren mit anhaltender Exsikkose in Mitleidenschaft gezogen.

Die Austrocknung schreitet umso schneller voran, desto heißer die Umgebung des Betroffenen ist. Auch Durchfallerkrankungen beschleunigen den Prozess.

Erste Folgen der Austrocknung zeigen sich zudem schon innerhalb eines Tages, weil die Haut sich zusammenzieht und die Betroffenen über einen trockenen Mund klagen (der sich in einigen Fällen auch geruchlich bemerkbar macht). Der Flüssigkeitsverlust sorgt zudem auch für einen Verlust von Nährstoffen und Mineralstoffen.

Dies schädigt den Körper zusätzlich in seiner Funktion und Struktur. Ein vorübergehender Flüssigkeitsverlust lässt sich noch innerhalb der drei Tage wieder beheben. Es kann hierbei nötig sein, Flüssigkeit mit Nährstoffen intravenös zu verabreichen. Es ist dabei fast ausgeschlossen, dass der Betroffene sich nicht wieder erholt.

Eventuelle Folgeschäden - insbesondere an den Nieren - sind allerdings nicht auszuschließen und hängen von dem allgemeinen Zustand des Betroffenen und der Dauer der Exsikkose ab.

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Vorbeugung

Die beste Prophylaxe gegen eine Exsikkose ist die tägliche Aufnahme von reichlich Flüssigkeit. So empfehlen Experten die Zufuhr von etwa 2 Litern Flüssigkeit (ausgenommen sind alkoholische Getränke) täglich.

Darüber hinaus kann der Verzehr von pektinhaltigen Lebensmitteln wie Äpfeln, Orangen oder Möhren die Bindung von Wasser im Körper fördern, welches dann nur sehr langsam über den Darm ausgeschieden wird und so einer Exsikkose entgegenwirken kann.

Da gerade ältere, pflegebedürftige Menschen und Säuglinge des Öfteren an einer Exsikkose leiden, empfiehlt sich deren genaue Beobachtung durch Pflegepersonal bzw. die Eltern, da eine Austrocknung schlimme Folgen haben kann. Jedoch kann sie durch reichlich Trinken und den regelmäßigen Verzehr von Obst leicht vermieden werden.

Es gibt keine angemessene Nachsorge nach einer überstandenen Austrocknung des Körpers, insofern der Betroffene ansonsten völlig gesund ist (psychisch wie physisch). Die Nachsorge ist, wenn überhaupt, mit der Vorsorge gleichzusetzen. Diese besteht im Wesentlichen darin, es gar nicht erst zu einem Austrocknungsrisiko kommen zu lassen, also genügend Flüssigkeit aufzunehmen.

Nachsorge

Eine Nachsorge im Sinne einer Verminderung eines weiteren Risikos für das Auftreten einer Exsikkose besteht nur bei bettlägrigen und mental eingeschränkten Personen. Dies ist damit zu begründen, dass diese die Hautrisikogruppe stellen. Eine Austrocknung kann hier dadurch erfolgen, dass der oder die Betroffene zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen hat.

Dies kann der Fall sein, wenn das Durstgefühl fehlt oder aber die körperlichen Fähigkeiten nicht dazu ausreichen, sich selbst Flüssigkeit zuzuführen. In solchen Fällen sind pflegerische Maßnahmen oder sogar die künstliche Versorgung mit Flüssigkeit (per Tropf oder Sonde) angezeigt.

Bei körperlich gesunden Menschen mit psychischen Erkrankungen, die das Gedächtnis stark beeinträchtigen, hilft ebenfalls eine Aufsicht über das Trinkverhalten. In beiden Fällen kann es zudem sinnvoll sein, als Teil einer Nachsorge die Ernährung prophylaktisch umzustellen.

Die gezielte Gabe von Ballaststoffen (besonders von Pektinen) hilft dabei, die Wasservorräte im Körper zu bündeln und bewirken eine langsame Abgabe der vorhandenen Flüssigkeit. Dies bedeutet, dass auch große Trinkmengen zu einem Zeitpunkt über mehrere Stunden im Körper gehalten werden können und so keine andauernde Aufsicht oder gar Zwangsernährung mit Flüssigkeit erfolgen muss.

Das können Sie selbst tun

Bei dem Verdacht auf eine Austrocknung sollte zunächst mit dem Hausarzt gesprochen werden. Ob es sich um eine Dehydration handelt, lässt sich anhand typischer Symptome wie Kopfschmerzen, Schuppenflechte, Verdauungsstörungen und Rückenbeschwerden erkennen. Eine fortgeschrittene Austrocknung macht sich dadurch bemerkbar, dass Hautfalten an der Hand sich erst nach einigen Sekunden zurückbilden.

Ergänzend zum Arztbesuch muss der Flüssigkeitshaushalt schnellstmöglich wieder ausgeglichen werden, um einen lebensbedrohlichen Verlauf zu verhindern. Je nach schwere der Austrocknung ist es mitunter notwendig, die Flüssigkeit in kleinen Dosen oral zuzuführen oder gar eine künstliche Ernährung oder eine Infusion einzuleiten.

Bei einem leichten Flüssigkeitsmangel kann es genügen, viel Wasser sowie Kräutertee oder Früchtetee einzunehmen. Durch den Verzehr salziger Brühen kann der begleitend auftretende Nährstoffmangel ausgeglichen werden. Der Elektrolythaushalt kann durch angereicherte Getränken und eine vollwertige Ernährung reguliert werden.

Neben diesen diätischen Maßnahmen muss die Ursache für die Austrocknung ermittelt werden. Liegt der Dehydration eine Erkrankung wie Durchfall oder Fieber zugrunde, empfehlen sich Bettruhe und leichte Medikamente. Ist ein übermäßiger Koffein- oder Alkoholkonsum für die Austrocknung verantwortlich, ist womöglich eine Ernährungsumstellung sinnvoll.

Quellen

  • Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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