Augenherpes

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der folgende Artikel informiert über Augenherpes (Herpes am Auge), das meist als Hornhautentzündung (Herpes corneae) auftritt. Ursachen, Diagnose, Behandlung und Vorbeugung einer Herpes-Erkrankung am Auge werden im Weiteren erläutert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Augenherpes?

Augenherpes ist eine Entzündung eines oder beider Augen. Betroffen ist meistens die Hornhaut (Herpes corneae), eventuell auch die Augenbindehaut oder die Augenlider. Es handelt sich um eine infektiöse Erkrankung des Auges.

Ursachen

Eine Herpesinfektion am Auge wird durch das Herpesvirus (Herpes simplex) des Typs 1 oder 2 verursacht. Der Erreger ist also derselbe wie für die bekannteren Herpes-Lippenbläschen. Oft - aber nicht immer - handelt es beim Augenherpes um eine verschleppte Lippenherpesinfektion (Herpes labiae).

Eine Infektion der Hornhaut mit Herpesviren gehört zu den häufigsten Ursachen für eine Hornhautentzündung im Erwachsenenalter. Vor einer Ansteckung mit Herpesviren kann man sich kaum wirksam schützen. Herpesviren werden durch die Atemluft (Tröpfcheninfektion) oder direkten Körperkontakt (Schmierinfektion) übertragen. Geschätzte 90 Prozent der Bevölkerung waren schon einmal von einer Herpesinfektion betroffen und tragen das Virus fortan in sich.

Eine Entzündung mit Herpesviren kann in der Folge immer wieder auftreten, besonders wenn das Immunsystem geschwächt ist - zum Beispiel durch andere Krankheiten, eine ungesunde Lebensweise, Hormonveränderungen oder Stress. Eine solche Entzündung tritt meist an den Lippen auf (Lippenherpes, Herpes labialis), kann sich jedoch auch an anderen Körperstellen manifestieren - wie etwa dem Auge.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Herpesinfektion am Auge wird durch das Herpesvirus (Herpes simplex) des Typs 1 oder 2 verursacht.
© Aleksandr Volkov – stock.adobe.com

Eine Herpesinfektion am Auge kann sich unterschiedlich äußern, je nachdem, welche Teile des Auges betroffen sind. Nicht alle genannten Symptome müssen gleichzeitig auftreten. Typisch ist aber das Auftreten eines oder mehrerer Bläschen am Augenlid. Diese entsprechen den charakteristischen Lippenbläschen bei einem Lippenherpes. Aber nicht immer finden sich bei Augenherpes Bläschen am Lidrand. Häufig kommt es zur Rötung des betroffenen Auges. Es juckt, brennt und tränt außerdem.

  • Bindehautentzündung durch Herpesviren: Rötung und Schwellung der Bindehaut, Jucken, Brennen, verklebte Augen am Morgen, Nässen und Tränen des Auges

Der Patient klagt oft über ein Fremdkörpergefühl in den betroffenen Augen. Meist ist nur ein Auge betroffen, manchmal aber auch beide. Augenherpes auf den Augenlidern ist ungefährlich und leicht behandelbar. In seltenen Fällen ist die Bindehaut betroffen, wobei sich eine Bindehautentzündung entwickelt. Diese heilt aber schnell von alleine wieder ab.

Auch wenn die Hornhaut betroffen ist, gestaltet sich die Behandlung in der Regel unkompliziert. Wird eine Infektion der Hornhaut jedoch nicht behandelt, können dort Vernarbungen entstehen, die zur Trübung der Linse und unter Umständen zu einer starken Einschränkung der Sehkraft führen. Ein Befall der Aderhaut ist jedoch sehr gefährlich.

Wenn die infizierte Aderhaut nicht intensiv behandelt wird, kann es zur Erblindung kommen. Die Herpesviren befinden sich ein Leben lang im Körper und werden unter bestimmten Bedingungen aktiv. Daher kann ein Augenherpes bei Stress oder im Rahmen anderer Erkrankungen immer wieder auftreten.

Diagnose & Verlauf

Eine sofortige Abklärung durch einen Augenarzt ist unbedingt notwendig, wenn einige der aufgelisteten Symptome vorliegen. Nur ein Facharzt kann feststellen, um welche Erkrankung es sich handelt. Bei frühzeitiger medikamentöser Behandlung lässt sich eine Herpesinfektion am Auge gut und unkompliziert eindämmen. Ein Arzt wird einen Abstrich vom Auge durchführen, um festzustellen, ob eine Herpesinfektion vorliegt oder nicht, und die Therapie auf der Grundlage dieses Ergebnisses einleiten.

Beim erstmaligen Auftreten einer Herpesinfektion ist häufig nur die obere Hautschicht betroffen. Dadurch sind die Heilungsaussichten bei rascher Behandlung gut. Bislang gibt es jedoch noch keine Medikamente, die Viren vollständig abtöten können. Da die Herpesviren daher dauerhaft im Körper bleiben, kann ein erneuter Infektionsschub bei Reizung oder Schwächung des Immunsystems jederzeit wieder auftreten.

Je häufiger es zu Hornhautentzündung durch Herpesviren kommt, desto ernsthafter verläuft die Infektion in der Regel: auch tiefere Gewebeschichten sind betroffen und es kann zu Narbenbildung auf der Hornhaut kommen, die die Sehkraft einschränkt. Wenn die Infektion chronisch wird, kann sie andere Erkrankungen des Auges nach sich ziehen, zum Beispiel grauen Star.

Komplikationen

Augenherpes kann mit Bläschen und Rötungen an den Augen verbunden sein. Ist die Hornhaut entzündet, kann der Betroffene Schmerzen erleiden. Zudem kann es zu einem Fremdkörpergefühl im Auge kommen. Auch Seheinschränkungen und Lichtscheu sind möglich.

Augenherpes kann auch andere Körperbereiche in Mitleidenschaft ziehen. Es können Sensibilitätsstörungen an der Stirn, der Nasenspitze und am Nasenrücken auftreten, die mit starken Schmerzen verbunden sind. Die Haut kann schmerzen und zeigt möglicherweise ein vermindertes Sensibilitätsgefühl, d.h. sie fühlt sich zwar taub an, zeigt aber trotzdem starke Schmerzen. Augenherpes kann auch von Fieber und einer allgemeinen Schwäche begleitet sein.

Augenherpes kann immer wieder kommen. Die Viren verbleiben lange Zeit in den Ganglien des menschlichen Körpers. Zudem reproduzieren sie sich. Gerade bei den sich wiederholendes Herpesschüben sind die tiefen Hornhautschichten betroffen. Dies führt oftmals zu einer dichten Narbenbildung. Die Hornhaut kann aufquellen und es kann eine Trübung eintreten, die das Sehen stark behindert.

Es kann auch zu Immunreaktionen gegenüber Virusantigenen in den Zelloberflächen der tiefen Hornhautschichten kommen. Folglich können eine Trübung und eine permanente Einschränkung des Sehvermögens eintreten. Wird Augenherpes nicht zeitnah und adäquat behandelt, ist eine Erblindung nicht ausgeschlossen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Meist heilt eine Augengrippe auch ohne medizinischen Rat innerhalb weniger Tage oder Wochen von selbst wieder ab. Bleiben die Beschwerden allerdings über einen längeren Zeitraum bestehen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Sollten die Beschwerden im Verlauf der Erkrankung zunehmen und die Sehkraft steigend beeinträchtigen, sollte mit einer Augengrippe ebenfalls in die Arztpraxis gegangen werden.

Wer im Lebensmittelbereich arbeitet oder beruflich viel mit anderen Menschen zu tun hat, muss die Beschwerden alleine aus hygienischen Gründen rasch abklären lassen. Selbiges gilt, wenn im Beruf eine hohe Konzentration gefordert ist und durch die Augengrippe akute Unfallgefahr besteht. Patienten mit einer Vorerkrankung des Immunsystems sollten eine Augengrippe ebenso rasch behandeln lassen wie Schwangere, ältere Menschen und sonstige Risikogruppen.

Folgeerkrankungen wie beispielsweise Bindehautentzündung oder Uveitis sollten umgehend medizinisch abgeklärt werden. Durch eine rasche Behandlung lassen sich weitere Komplikationen in der Regel vermeiden. Sollten sich bereits Folgesymptome wie starke Kopfschmerzen oder Schwellungen der unteren Lider entwickelt haben, empfiehlt sich zur weiteren Abklärung ein Krankenhausaufenthalt.

Behandlung & Therapie

Liegt eine Herpesinfektion am Auge vor, wird der Augenarzt Virostatika verschreiben, die die explosionsartige Vermehrung der Viren eindämmen und so den Krankheitsverlauf verbessern. Diese verschreibungspflichtigen Medikamente werden lokal in Form von Augentropfen, Augensalbe und/oder als Tabletten verabreicht.

Die medikamentöse Therapie kann unterstüzt werden durch Kühlen des Auges (insbesondere wenn eine Schwellung vorliegt), das Vermeiden von direkter Sonneneinstrahlung und größtmögliche Schonung der Augen. Auf keinen Fall dürfen bei einem Verdacht auf Augenherpes eigenmächtig rezeptfreie Augentropfen verwendet werden. Eine Eigenbehandlung von Herpesinfektionen am Auge ist nicht möglich und der umgehende Besuch eines Augenarztes zur Abklärung der Diagnose und Therapie ist dringend geraten.

Eine Ansteckungsgefahr mit Augenherpes ist weniger hoch als bei Lippenherpes. Dennoch sollte besonders auf Hygiene geachtet werden, um die Ansteckung weiterer im Haushalt lebender Personen zu vermeiden. Es sollten keine gemeinsamen Handtücher und Waschlappen benutzt werden und die Wäsche mit desinfizierendem Waschmittel gewaschen werden, bis die akute Infektion vollständig abgeheilt ist.

Aussicht & Prognose

Augenherpes ist eine Infektionskrankheit, bei der es unterschiedliche Schweregrade gibt. Davon abhängig ist die Aussicht und Prognose auf eine zeitnahe und unbeschwerte Genesung.

Betroffene Personen klagen in vielen Fällen über eine starke Rötung und einem übermäßigen Juckreiz. Bleibt dieses Krankheitsbild gänzlich ohne ärztliche bzw. medikamentöse Behandlung, dann werden sich diese Symptome zunehmend verstärken. Eine vermehrte Rötung kann zur Eiterbildung führen. Das Auge des Betroffenen kann zunehmend verkleben, und ein Fremdkörpergefühl kann sich einstellen.

Diese Begleiterscheinungen werden bestehen bleiben, falls keine Behandlung durch einen Arzt erfolgt. Wenn auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung zurückgegriffen wird, dann sieht die Aussicht auf eine zeitnahe Genesung positiver aus. Die bestehende Infektion kann durch die richtigen Medikamente effektiv bekämpft werden, sodass die möglichen Begleiterscheinungen erträglicher und angenehmer ausfallen.

Innerhalb von sieben Tagen ist mit einer deutlichen Besserung zu rechnen, wenn der Patient auf eine entsprechende Behandlung zurückgreift. Andernfalls kann ein Augenherpes über mehrere Wochen hinweg bestehen bleiben und einzelne Begleiterscheinungen können sich erheblich verstärken.

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Vorbeugung

Vorbeugen lässt sich gegen eine Herpesinfektion am Auge durch sorgfältige Beachtung hygienischer Maßnahmen und eine gesunde Lebensweise. Da 90% der Bevölkerung Herpesviren in sich tragen, ist die wichtigste Vorbeugung das Vermeiden akuter Ausbrüche des Herpes. Dies erreicht man am besten durch bestmögliche Stärkung des Immunsystems, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und möglichst Vermeidung von übermäßigem Stress.

Besonders wichtig ist auch, bei akutem Herpes an anderen Körperstellen - meist den Lippen - streng darauf zu achten, die Infektion nicht mit den Fingern von der betroffenen Stelle in die Augen zu bringen, zum Beispiel durch unachtsames Reiben der Augen mit den Fingern.

Nachsorge

Bei bestehendem Augenherpes handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die im Idealfall ärztlich und medikamentös behandelt werden sollte. Entscheidet sich die betroffene Person für eine solche Behandlung, dann ist mit einer vollständigen und zeitnahen Genesung zu rechnen. Auftretende Symptome und Beschwerden klingen ab, sodass keinerlei Komplikationen oder Nebenwirkungen entstehen.

Wenn diese bakterielle Infektionskrankheit vollständig abgeklungen ist, dann kann die betroffene Person auf weitere Besuche beim Arzt gänzlich verzichten. Selbst ohne regelmäßige Besuche beim Arzt kehrt diese Krankheit nicht zurück. Anders gestaltet sich diese Angelegenheit, wenn beim bestehenden Augenherpes Komplikationen entstanden sind. Das menschliche Auge ist nämlich ein sehr empfindliches Organ, sodass mit einem Besuch beim Arzt nicht lange gewartet werden darf.

Gleiches gilt für Nachsorgeuntersuchungen, falls diese zwingend erforderlich sind. Beim Augenherpes können unter Umständen bleibende Folgeschäden entstehen, wenn keine regelmäßigen Nachuntersuchungen stattfinden. Eine bestehende Entzündung am Auge muss nämlich vollständig abklingen, da sich andernfalls ein lebensgefährlicher Abszess bilden kann. Eine Blutvergiftung oder weitere lebensbedrohliche Komplikationen sind möglich, falls betroffene Personen gänzlich auch Nachsorgeuntersuchungen verzichten.

Aller spätestens bei ersten Anzeichen einer Verschlimmerung sollte ein Augenarzt aufgesucht werden. Nachsorgeuntersuchungen müssen nach überstandenem Augenherpes nicht zwingend erfolgen. Sind im Vorfeld allerdings Komplikationen aufgetreten, dann sollte der gesamte Krankheitsverlauf von einem Arzt beobachtet werden.

Das können Sie selbst tun

Wer an einer Augeninfektion aufgrund von Herpesviren leidet, sollte sofort eine entsprechende medizinische Therapie in Anspruch nehmen, um mögliche Folgeschäden zu verhindern. Parallel zur medizinischen Behandlung kann sich der Betroffene mit zahlreichen Selbsthilfe-Tipps Erleichterung verschaffen und den Prozess der Genesung beschleunigen.

Ratsam für den alltäglichen Umgang mit Augenherpes ist die Anwendung von kalten Kompressen, um die Symptome abzumildern. Mit künstlichen Tränen kann eine Trockenheit im Auge samt ihren unangenehmen Symptomen vermindert werden. Desweiteren sind rezeptfreie Augensalben und Augentropfen mit Heparin hilfreich. Wer an Augenherpes leidet, sollte eine direkte Sonnenbestrahlung vermeiden und den Körper schonen. Mit Entspannungsübungen oder Meditationen kann Stress, der den gesamten Organismus auf eine ungesunde Weise belastet, gelindert und die Genesung angekurbelt werden.

Bei einer Erkrankung an Augenherpes ist es äußerst wichtig, seine nähere Umgebung vor einer möglichen Infektion zu schützen. Daher sollten sämtliche Hygieneartikel, wie zum Beispiel Waschlappen oder Handtücher, nicht von anderen Personen verwendet werden. Ebenso sollte der Betroffene eine gute Desinfektion der Hände einhalten.

Der Händedruck mit anderen Menschen sollte während der Augen-Erkrankung nach Möglichkeit minimiert werden. Besonders anfällig sind Personen, die in regelmäßigen Abständen an Herpes leiden. Diese Menschen haben in ihrem Immunsystem zu wenig Antikörper und verfügen daher über ein erhöhtes Risiko einer Verschlimmerung.

Quellen

  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
  • Suttorp et al.: Infektionskrankheiten verstehen, erkennen, behandeln. Thieme, Stuttgart 2003

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