Aufmerksamkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Aufmerksamkeit stellt in vielerlei Hinsicht eine wichtige Funktion des Körpers dar. Sie hat Auswirkungen auf die Überlebensfähigkeit des Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Aufmerksamkeit?

Als Aufmerksamkeit wird die Hinwendung der Gedanken auf bestimmte Gefühle, Handlungen, Wahrnehmungen oder weitere Gedanken bezeichnet.

Als Aufmerksamkeit wird die Hinwendung der Gedanken auf bestimmte Gefühle, Handlungen, Wahrnehmungen oder weitere Gedanken bezeichnet. Sie stellt durch die Zuwendung der geistigen Aktivität auf diese einen Schutzmechanismus des Gehirns gegen Überreizung durch äußere Einflüsse dar.

Es werden fixierende und fluktuierende Aufmerksamkeit unterschieden, wobei jede Form für bestimmte Arten von Reizen notwendig ist. Daneben wird die Aufmerksamkeit nach Art der Reizaufnahme in auditive, visuelle und motorische Aufmerksamkeit unterteilt.

Funktion & Aufgabe

Aufmerksamkeit hat die Funktion, die Hirnaktivität auf bestimmte Reize zu lenken. Evolutionsbiologisch sicherte das das Überleben der Menschheit. Die Aufmerksamkeit lenkt die Wahrnehmung auf bestimmte Umweltreize, die dadurch erkannt, beurteilt und bearbeitet werden können.

Als Beispiel kann ein steinzeitlicher Jäger genannt werden, dessen Aufmerksamkeit die Wahrnehmung auf ein Geräusch im Dickicht lenkte, was zu einem Jagderfolg führte. Genauso erfordern moderne Gesellschaften die Aufmerksamkeit des Menschen. In vielen Situationen ist eine rasche Wahrnehmung einer Situation, deren Beurteilung sowie eine angemessene Reaktion wichtig.

Durch die von der Aufmerksamkeit gesteuerte Hinwendung der Wahrnehmung wird das Gehirn vor einer Überlastung durch Reizüberflutung geschützt. Täglich muss es eine Vielzahl äußerer und innerer Reize verarbeiten. Würde der Mensch versuchen, alle gleichzeitig wahrzunehmen, wären keine sinnvollen und geordneten Reaktionen mehr möglich. Die Aufmerksamkeit steuert daher die Wahrnehmung und lenkt sie auf wichtige oder in diesem Moment wichtig erscheinende Reize.

Aufmerksamkeit erregen im täglichen Leben nur Dinge, die für den jeweiligen Menschen Relevanz haben. So ist es möglich, dass zwei Personen in derselben Situation vollkommen verschiedene Dinge wahrnehmen: während einer die schönen Schmetterlinge auf der Wiese beobachtet, nimmt der andere in derselben Situation das bedrohliche Wespennest einige Meter weiter wahr.

Die Werbung macht sich diesen Umstand zu nutze, indem sie zur Erregung der Aufmerksamkeit Schlüsselreize einsetzt, für die nachgewiesen ist, dass sie bei einer großen Anzahl von Menschen innerhalb der angestrebten Zielgruppe Aufmerksamkeit erregen und somit wahrgenommen werden.

Die fokussierte Aufmerksamkeit wird auch als Konzentration bezeichnet. Hierbei wird die Wahrnehmung gezielt auf einen Punkt, einen einzelnen Reiz, gerichtet. Alle anderen Umweltreize können in dieser Situation ausgeblendet werden, um den fokussierten Reiz ohne Störquellen zu analysieren und zu verarbeiten. Insbesondere in Lernprozessen ist diese fokussierte Aufmerksamkeit oft von Bedeutung.

Im Gegensatz dazu steht die fluktuierende Aufmerksamkeit. Hier wandert die Wahrnehmung ständig von einem Umweltreiz zum Nächsten um relevante Reize schnell zu erfassen und zu verarbeiten. Diese Form der Aufmerksamkeit ist zB im Straßenverkehr notwendig, wenn mehrere relevante Situationen gleichzeitig ablaufen. Das Gehirn muss in sehr kurzen Abständen entscheiden, welche der Situationen für das eigene Handeln relevant sind und entsprechend reagieren.

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Krankheiten & Beschwerden

Viele verschiedene Erkrankungen können die Aufmerksamkeit beeinflussen. Die Ursachen einer Aufmerksamkeitsstörung können harmlos und leicht behebbar, aber auch schwerwiegend und unheilbar sein.

Eine weithin beachtete Erkrankung im Zusammenhang mit Aufmerksamkeit ist die Aufmerksamkeitsstörung ADHS. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine Störung der kompletten Aufmerksamkeit. Lediglich die fokussierte Aufmerksamkeit, also die längere Konzentration auf einen bestimmten Reiz, ist bei dieser Erkrankung eingeschränkt. Die fluktuierende Aufmerksamkeit ist im Gegensatz dazu stark ausgeprägt, was bei den Betroffenen dazu führt, dass die Aufmerksamkeit ständig auf neue Reize gelenkt wird.

Auch anderer Erkrankungen können Auswirkungen auf die Aufmerksamkeit haben. Bei einem Schlaganfall oder einer Hirnblutung können zum Beispiel die entsprechenden Hirnareale so stark geschädigt werden, dass diese die Aufmerksamkeit nicht mehr steuern können.

Auch bei einer Demenzerkrankungen leiden Betroffene oft unter Aufmerksamkeitsstörungen. Diese äußern sich ähnlich wie bei ADS durch Unaufmerksamkeit und Zerstreutheit, also durch das Fehlen der längeren Konzentration auf einen bestimmten Reiz.

Ebenso können bei Depressionen Formen der Aufmerksamkeitsstörung auftreten. Diese äußern sich zum einen durch eine verringerte Konzentrationsfähigkeit, zum anderen wird die Konzentration des Betroffenen hier oft auf das eigene innere Dilemma gelenkt. Eine Abkehr von den negativen Gedanken ist für diese Patienten sehr schwierig und häufig nur durch die Mithilfe Außenstehender möglich.

Zu den harmloseren und behebbaren Ursachen einer Aufmerksamkeitsstörung gehört ein Mangel an Vitaminen und Spurenelementen. Insbesondere die B-Vitamine sowie das Spurenelement Eisen werden an dieser Stelle oft genannt. Durch eine ausreichende Versorgung des Körpers mit diesen Stoffen, also durch eine Ernährungsumstellung oder Nahrungsergänzungsmittel, ist diese Form der Aufmerksamkeitsstörung im Gegensatz zu den hirnorganisch hervorgerufenen leicht zu behandeln.

Auch ein niedriger Blutdruck kann durch eine geringere Hirndurchblutung die Aufmerksamkeit negativ beeinflussen. Wird diese Ursache behoben, steigt auch die Konzentrationsfähigkeit wieder an.

Unterscheidet man bei der Aufmerksamkeit zusätzlich nach dem Aufnahmeweg der Reize, sind weitere Differenzierungen der Aufmerksamkeitsstörung möglich. Nicht immer sind alle Bereiche der Reizaufnahme gleichermaßen gestört. So gibt es Patienten, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg problemlos mit einem auditiven Reiz beschäftigen können, deren visuelle Wahrnehmung aber deutlich eingeschränkt ist.

Quellen

  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Zimbardo, P. & Gerrig, R.: Psychologie. Pearson Verlag, Hallbergmoos 2008

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