Artikulation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine gute und saubere Artikulation ist unerlässlich für das Gelingen von Kommunikation. Wer das Gesprochene einwandfrei artikulieren kann, wird besser vom Gesprächspartner verstanden. Die Artikulation ist vor allem abhängig von einem guten Zusammenspiel der Sprechwerkzeuge mit dem Sprachzentrum.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kommunikation?

Eine gute und saubere Artikulation ist unerlässlich für das Gelingen von Kommunikation.

Unter Artikulation verstehen wir die Fähigkeit des Menschen, die Aussprache von Wörtern und Sätzen bewusst und konzentriert zu steuern. Dabei spielen vor allem phonologische, grammatikalische und morphologische Aspekte eine Rolle. Für die richtige Artikulation benötigen wir intakte Sprechwerkzeuge wie Mund, Zunge, Zähne, Gaumen, Zäpfchen, Kehlkopf und Atmung.

Es müssen ebenso gesunde neurophysiologische Grundlagen vorhanden sein. Zu diesen Grundlagen zählt ein intaktes Sprachzentrum, das sich bei Rechtshändern fast ausnahmslos gleichzeitig auf dem Temporal- und Frontallappen der linken Gehirnhälfte befindet. Nur bei 10 % aller Menschen befindet sich das Sprachzentrum rechts. Schwerpunktmäßig wird die Artikulation vom Brocca-Zentrum auf dem Frontallappen gesteuert. Das Wernicke-Zentrum auf dem Temporallappen nimmt ebenfalls Einfluss, was jedoch erst im Krankheitsfall deutlich wird. Das Sprachzentrum artikuliert die Wörter und Sätze, die wir sprechen, indem die beteiligte Muskulatur die Sprechwerkzeuge in Bewegung setzt.

Funktion & Aufgabe

Die Artikulation lässt die Sprecherin oder den Sprecher nicht nur Vokale und Konsonanten erzeugen. Sie erzeugt Luftströme, betonte und unbetonte sowie stimmhafte und stimmlose Laute, die nach Artikulationsort und Artikulationsart unterschieden werden. Deshalb artikulieren wir sogenannte Dentallaute, Nasale, Labiale, Plosive, Verschlusslaute und vieles mehr, je nach Sprache und Dialekt. Hinzu kommen Parameter wie Intonation, Rhythmus und Emotionen in der Stimme.

Je präziser die Artikulation in einem Gesprächsakt, desto erfolgreicher wird er verlaufen, sofern eine gelungene Kommunikation angestrebt wird. Wir artikulieren deutlich, damit wir besser verstanden werden. Während gesunde Menschen einen nahezu gleich gestalteten Artikulationsapparat besitzen, kann die Aussprache je nach Herkunft und Sozialisation variieren. Deshalb müssen sich Gesprächspartner aufeinander einstellen, um einander zu verstehen.

Evolutionsgeschichtlich unterscheidet die Artikulation den Menschen von seinen historischen Vorgängern und den Tieren. Denn die präzise und komplexe Artikulation ist eine wesentliche Errungenschaft des Menschen. Eine angemessene Artikulation eröffnet dem Individuum bessere Entfaltungsmöglichkeiten und Chancen in der Gesellschaft. Sie hilft, Missverständnisse zu vermeiden und ermöglicht ein besseres Zusammenleben.

Gute Artikulation will gelernt sein. Babys und Kleinkinder erlernen sie von den Eltern. Kinder und Jugendliche verbessern sie vor allem in der Schule. Doch auch Erwachsene müssen ständig auf ihre Aussprache achten und sich konzentrieren, wenn sie gut verstanden werden wollen. Wer ein Konzept für das hat, was gesagt werden soll, ist in der Lage, die Wörter und Sätze konsequent zu formulieren und damit zu artikulieren. Das Artikulieren steht damit in einem engen Abhängigkeitsverhältnis zum Denken, aber auch zum Handeln.

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Krankheiten & Beschwerden

Die Artikulation von Sprache kann allerdings auch einer ganzen Reihe von Problemen unterworfen sein. Versprecher, Wortverwechslungen und Aussprachefehler sind dabei etwas ganz Normales. Sie lassen auf unbewusste Vorgänge schließen und wecken die sprachlichen Instinkte bei Sender und Empfänger der sprachlichen Botschaft.

Zu den Beschwerden, die unsere Artikulation beeinflussen können, gehören nicht nur Erschöpfungszustände, Gleichgültigkeit und Übermüdung. Bei Artikulationsproblemen im Kindes- und Jugendalter sollten die Eltern oder im Extremfall ein Sprachtherapeut oder Logopäde helfen.

Anders verhält es sich hingegen mit Artikulationsproblemen, die bei einem Individuum überproportional häufig vorkommen. In diesen Fällen kann von einer Kommunikationsstörung gesprochen werden. Zu den Kommunikationsstörungen, die sich in einer unzureichenden Artikulation manifestieren, gehören das Lallen, Stottern und die verwaschene Sprache. Auch schwerwiegende Sprachausfallerscheinungen wie Aphasien, aber auch Alzheimer und andere Gedächtnisstörungen gehören dazu.

Auf der anderen Seite kann die Artikulation durch Faktoren wie Alkohol, Drogen, Medikamente, Schocks oder Traumata beeinflusst und beeinträchtigt werden. Wenn auf Dauer das Persönlichkeitsbild von Alkohol- oder Drogenabhängigen verändert wird, so kann dies auch langanhaltende oder irreversible Konsequenzen für die Artikulationsgenauigkeit des Individuums haben.

Zu diesen Negativfällen gehört unter anderem das Korsakow-Syndrom, bei dem speziell das Wernicke-Zentrum beeinträchtigt ist. Dieses Syndrom kann durch übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst werden. Es gibt Sprachausfallerscheinungen, die irreversibel sind. Damit sind auch die Einbußen bei der Artikulation irreversibel. Das zeigt sich vor allem auf der phonologischen Ebene. Bestimmte Kombinationen von Lauten können manchmal nur noch unter großen Anstrengungen gebildet werden. Dies gilt auch für viele Patienten mit dem besagten Krankheitsbild Korsakow-Syndrom.

Abschließend sind auch altersbedingte Artikulationsprobleme zu nennen, die ab einem bestimmten Alter etwas ganz Normales sind.

Quellen

  • Böhme, G. (Hrsg.): Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Urban & Fischer, München 2006
  • Lohaus, A., Vierhaus, M., Maass, A.: Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Springer, Berlin 2010
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015

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