Arthrodese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Arthrodese wird eine gewollte operative Gelenkversteifung bezeichnet. Dieses Verfahren wird in der Orthopädie und Chirurgie angewendet und ist meistens die letzte Möglichkeit, wenn gelenkerhaltende Maßnahmen nicht mehr wirksam oder sinnvoll sind. Jedoch gibt es auch Anwendungsgebiete der Arthrodese, wo diese als sehr erfolgreiche Therapie durchgeführt wird, wie beispielsweise bei dem weitverbreiteten Hallux valgus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Arthrodese?

Als Arthrodese wird eine gewollte operative Gelenkversteifung bezeichnet. Dieses Verfahren wird in der Orthopädie und Chirurgie angewendet und ist meistens die letzte Möglichkeit, wenn gelenkerhaltende Maßnahmen nicht mehr wirksam oder sinnvoll sind.

Bei einer Arthrodese handelt es sich um eine gewollte operative Versteifung eines Gelenks. Die anatomische Funktion wird dabei komplett unterbunden und blockiert. Eine Arthrodese wird häufig bei weit fortgeschrittenen Arthrosen (Gelenkverschleiß) oder bei schmerzhafter Instabilität eines Gelenks durchgeführt. Dadurch soll eine höhere Belastbarkeit des Gelenks und eine mögliche Schmerzfreiheit erzielt werden.

Das Verfahren der Arthrodese wurde erstmals von Eduard Albert im Jahre 1878 durchgeführt. Durch die Versteifung von den Kniegelenken verschaffte E. Albert einem Mädchen mit Kinderlähmung wieder einen sicheren Stand. Im Jahre 1887 hat Eduard Albert eine erste Arthrodese am Hüftgelenk erfolgreich durchgeführt. Heute wird zwischen der intraartikulären Arthrodese (das Gelenk wird für die Arthrodese eröffnet) und der extraartikulären Arthrodese (das Gelenk wird für die Arthrodese nicht eröffnet) unterschieden. Eine vorübergehende Gelenkversteifung kann operativ mit einem sogenannten K-Draht erfolgen.

Das Verfahren der Arthrodese ist an jedem Gelenk möglich, wird jedoch immer seltener durchgeführt. Grund dafür ist die zunehmende Weiterentwicklung der Gelenkendoprothese. Die meisten Arthrodesen werden heute noch am Schultergelenk, Handgelenk, Sprunggelenk und der mittleren Fußgelenke durchgeführt. Die Arthrodese gilt als sehr erfolgreicher operativer Eingriff zur Therapie von schweren Instabilitäten beim Hallux valgus oder auch beim Hallux rigidus. Grundsätzlich ist eine Arthrodese jedoch dauerhaft und lässt sich nicht Rückgängig machen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Arthrodese ist indiziert, wenn eine fortgeschrittene Arthrose in dem Gelenk vorliegt und die Versorgung durch eine Totalendoprothese nicht möglich ist. Auch die Lockerung einer bereits vorhandenen Gelenkprothese ist indiziert, sofern diese nicht ausgetauscht oder neu einzementiert werden kann. Häufig wird dieses Verfahren auch durchgeführt, wenn eine allgemeine Instabilität eines Gelenks vorliegt. Dies kann auch Krankheitsbedingt, durch Muskellähmung der Extremität, sein.

Wird ein Gelenk krankheitsbedingt, wie beispielsweise bei rheumatoiden Arthritis, zerstört, so ist auch dies absolut indiziert für eine operative Arthrodese. Große Gelenke, wie das Hüftgelenk oder Kniegelenk, werden versucht möglichst lange in ihrer Anatomie und Physiologie zu erhalten. Als erste Alternative wird hier der Austausch gegen ein künstliches Gelenk in Betracht gezogen, um die Mobilität und Selbstständigkeit des Patienten zu erhalten. Ausschlaggebend dafür ist auch das Alter, die eventuell bestehende berufliche Tätigkeit und das familiäre Umfeld.

Ob eine Arthrodese indiziert ist und ob das Gelenk nicht erhalten werden kann in seiner Funktion, entscheidet der Facharzt. Dies ist Abhängig von der Anamnese des Patienten, der Zustand des Gelenks und ob alternative Eingriffe langfristig wirksam und sinnvoll sind. Des weiteren müssen auch die Komplikationen und mögliche Folgen durch den behandelnden Arzt abgewogen werden. Wird eine Arthrodese durchgeführt, so wird das Gelenk in den meisten Fällen eröffnet. Um an das Gelenk zu gelangen, muss das Gewebe und die Weichteilstrukturen durchtrennt werden.

Mit einem Meißel oder einer Fräse werden die Gelenkknorpel entfernt und die Gelenkflächen somit geglättet. Dieser Vorgang ist von hoher Bedeutung, damit die Enden der gelenkbildenden Knochen adäquat zusammengeführt und in der Position verbunden werden können. Um die Enden aneinander zu fixieren, wird ein Verfahren der Osteosynthese angewandt. Die Enden werden mit Schrauben und Platten aus chirurgischem Stahl fixiert. Sind die Knochen stabil fixiert, wird die Gelenkkapsel wieder vernäht und um die knöchernen Enden gelegt.

Postoperativ kann Wundschmerz auftreten, der bei Bedarf medikamentöse behandelt werden kann. Die Fäden der Operationswunde werden etwa 12 Tage postoperativ entfernt. Die Wundversorgung sollte trocken und steril erfolgen, um Infektionen zu vermeiden. Die betroffene Extremität sollte nach Möglichkeit nicht belastet werden, bis die Knochenenden miteinander verwachsen sind. Dies kann unter Umständen drei bis vier Monate dauern und kann anhand einer Röntgenaufnahme beurteilt werden. Ab wann und wie viel die Extremität belastet werden kann, entscheidet jedoch immer der behandelnde Facharzt unter dem Aspekt der individuellen Anamnese und des Versorgungsverlaufs des Patienten.

Bis die Knochen vollständige miteinander verwachsen sind, kann die Extremität in einer Schiene oder einem Gipsverband gelagert werden. Zudem können Hilfsmittel, wie beispielsweise Unterarmgehstützen oder sogar ein vorübergehender Rollstuhl, verordnet werden.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Bei der Arthrodese handelt es sich um einen operativen Eingriff, der massive Auswirkungen auf die anatomische und physiologische Funktion und Struktur des Gelenks hat. Dies birgt Risiken, die langfristige Folgen haben können. Typische Risiken einer Arthrodese sind beispielsweise die Bildung einer Pseudarthrose.

Das bedeutet, dass sich im Bereich des versteiften Gelenks ein sogenanntes Falschgelenk bilden kann. Des weiteren kann es zu chronischen Schmerzzuständen, Bewegungseinschränkungen der gesamten Extremität, Sensibilitätsstörungen, Materialunverträglichkeiten oder eine Verkürzung der Extremität kommen. Zusätzlich müssen die allgemeinen Risiken eines operativen Eingriffs berücksichtigt werden. Diese können Verletzungen von Nerven, Blutungen während der Operation und auch postoperativ sein.

Des weiteren kann es zu großen Blutergüssen kommen, die möglicherweise punktiert oder operativ ausgeräumt werden müssen. Außerdem kann es zu Verletzungen von Sehnen und Muskeln, Infektionen und Narbenbildung kommen. Auch die Risiken einer Teil- oder Vollnarkose sollte immer mit bedacht werden.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage, de Gruyter, Berlin 2014

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