Arachnoidalzyste

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Arachnoidalzyste versteht der Mediziner eine Liquoransammlung, die von der Arachnoidea (spinnennetzartige Hirnhaut) umgeben ist. Das Gehirn des Menschen weist drei Schichten an Hirnhäute auf, von denen die mittlere Schicht aus dünnen und weißen Kollagenfasern besteht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Arachnoidalzyste?

Arachnoidalzysten finden sich gehäuft als angeborene Fehlbildungen in der Arachnoidea (spinnennetzartige Hirnhaut), die im dritten Trimester während der frühkindlichen Entwicklung entstehen.
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Der Begriff Arachnoidalzyste bezeichnet einen Hohlraum in der Spinnwebshaut (Arachnoidea), der mit Nervenwasser (Liquor) gefüllt ist. Diese hirnwassergefüllte sachförmige Ausstülpung der Hirnhäute kann angeboren sein oder durch äußere Einwirkung von Verletzungen, Operationen oder Krankheiten entstehen. Meist bleiben sie unentdeckt, können jedoch auch an Umfang zunehmen und Beschwerden auslösen.

Die Zysten werden zwischen intrakraniell und spinal meningeal unterschieden. Eine intrakranielle Arachnoidalzyste befindet sich demnach innerhalb des Schädels oder im Schädelinneren. Die spinalen meningealen Arachnoidalzysten liegen innerhalb der Wirbelsäule (intraspinal), jedoch außerhalb des Rückenmark (extramedullär). Sie enthalten Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis).

Ursachen

Arachnoidalzysten finden sich gehäuft als angeborene Fehlbildungen in der Arachnoidea (spinnennetzartige Hirnhaut), die im dritten Trimester während der frühkindlichen Entwicklung entstehen. Gründe für die Zystenbildung können Medikamente, Drogen oder Auswirkungen einer Strahlenbelastung sein. Arachnoidalzysten stehen ebenfalls im Zusammenhang mit den Folgen einer Meningitis.

Bedingt durch Fehlbildungen entwickelt sich in der mittleren Hirnhaut ein blasenartiges Gebilde, in dem sich Liquor cerebrospinalis (Hirnwasser) sammelt. Mit Zunahme des Wassers entsteht eine Arachnoidalzyste, die entweder spinal oder intrakraniell zu finden ist. Arachnoidalzysten zeigen oft nahe der Sylvischen Fissur.

Weitere Ursachen stellen Entzündung des Gehirns (Meningitis) und der Nervenzellfasern des Rückenmarks, Zirkulationsprobleme zwischen der rechten und der linken Hemisphäre (Corpus callosum) oder auch die vererbte autosomal dominante Erkrankung des Bindegewebes (Marfan-Syndrom) dar.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Symptome durch Arachnoidalzysten treten normalerweise selten in Erscheinung. Eine Vielzahl der Zysten wird jedoch eher zufällig im Ergebnis einer MRT- oder CT-Untersuchung entdeckt. Sobald eine Arachnoidalzyste an Größe zunimmt und dadurch umliegendes Gewebe und Organe verdrängt, sind Beschwerden angezeigt. Dabei äußert sie sich je nach Lokalisation in einer sehr differenzierten Symptomatik.

Zystische Erweiterungen können an unterschiedlichen Stellen intrakraniell (innerhalb des Schädels) auftreten, am häufigsten im Bereich des Schläfenhirns. Mitunter kommen sie auch im Bereich der Sellaregion hinter dem Kleinhirn vor. Intrakranielle Arachnoidalzysten können mitunter Beschwerden wie Kopfschmerzen, einen erhöhten Hirndruck mit Übelkeit und Erbrechen auslösen.

Auch erhöhte Müdigkeit, epileptische Anfälle, Sehstörungen, Sprachstörungen oder auch Symptome einer Entwicklungsverzögerung sowie hormonelle Störungen in Form einer verfrühten Pubertätsentwicklung auslösen. Manchmal fallen Patienten auch durch Persönlichkeitsveränderungen auf.

Spinale Arachnoidalzysten können das Rückenmark und die Zirkulation von Liquor durch eine permanente Druckwirkung auf die Nervenwurzeln negativ beeinflussen. Je nach Lokalisation verursacht der Druck auf Rückenmark oder Nervenwurzeln ausstrahlende Schmerzen in Extremitäten wie Arme und Beine, Gangunsicherheit, Sensibilitätsstörungen. Lähmungserscheinungen oder auch Störungen der Blasen- und Darmfunktion.

Mitunter sind auch äußere Verletzungen für die Entstehung einer Zyste ausschlaggebend. So kann es insbesondere bei Bagatellverletzungen zu Einblutungen kommen. Allerdings finden sich oft jedoch keinerlei Symptome, sodass die Arachnoidalzyste eher zufällig entdeckt wird.

Diagnose & Verlauf

Bei Verdacht auf eine Arachnoidalzyste werden zwei wichtige Methoden angewandt. Aufgrund der exakten Weichteildarstellung empfiehlt sich oftmals die Magnetresonanztomographie. Bei diesem Verfahren wird mittels Magnetfeldtechnik ein dreidimensionales Modell der Gefäße erstellt, das speziell Erweiterungen im Gehirn oder Rückenmark erkennt.

Dabei zeigt sich die Zyste als flüssigkeitsgefüllter Raum. In seltenen Fällen wird durch Kontrastmittelanreicherung des Hirnwassers auch der Zustand zwischen der Zyste und den äußeren Hirnwasserräumen untersucht. Der Inhalt der Zyste wird beim MRT in gleicher Intensität wie die des Hirnwassers (Liquor cerebrospinales) abgebildet und das Kontrastmittel lässt die Zystenwand deutlich erkennen. Angrenzende Gewebestrukturen werden zur Differenzierung der Diagnose mit einbezogen.

Als alternatives Verfahren steht die Ultraschalluntersuchung besonders bei Säuglingen und Kindern im Mittelpunkt. Die reflektierenden Schallwellen erzeugen Aufnahmen von Strukturen innerhalb des Körpers. Eine diagnostische Sonographie von Arachnoidalzysten dauert nur wenige Minuten.

Ist das Vorhandensein von Zysten diagnostiziert, wird der Arzt weitere Schritte einleiten. Es werden bei einer anschließenden neurologischen Untersuchung die Funktionen des Gehirns und Rückenmarks überprüft, um mögliche, noch unbemerkte Beeinträchtigungen ausschließen zu können. Es folgen Überprüfungen zu Reflexen des Patienten, Sensibilität und motorische Funktionen. Auch eine Blutentnahme mit Bestimmung der Entzündungsparameter gibt Hinweise auf eine Arachnoidalzyste.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei der Arachnoidalzyste nur dann zu Beschwerden und Symptomen, wenn die Zyste wächst. Aus diesem Grund ist in der Regel auch nur eine verspätete oder zufällige Diagnose möglich. Durch die Vergrößerung der Zyste kommt es in den meisten Fällen zu starken Kopfschmerzen, die aufgrund des erhöhten Hirndrucks entstehen.

Ebenso leiden die Patienten an Erbrechen und Übelkeit und sind in ihrem Alltag extrem eingeschränkt. Durch die starken Kopfschmerzen kann es zu Konzentrationsstörungen oder Schlafstörungen kommen. Ebenso treten epileptische Anfälle auf, die mit einer Müdigkeit verbunden sind. In der Regel ist es nicht möglich, diese Müdigkeit durch Schlaf auszugleichen.

Auch Sehstörungen können plötzlich auftreten. Bei Kindern kommt es aufgrund der Arachnoidalzyste zu Störungen der Entwicklung und der Intelligenz. In einigen Fällen kann sich auch die Persönlichkeit oder die Grundhaltung eines Patienten stark verändern, was sich negativ auf soziale Kontakte ausüben kann. Weiterhin treten Lähmungen an verschiedenen Stellen des Körpers auf.

Diese können zu einer Bewegungseinschränkung oder zu Gangstörungen führen. Oft leiden die Patienten auch an Wortfindungsstörungen und Sprachstörungen. Die Komplikationen können auch nach der Entfernung der Zyste bestehen bleiben, wenn diese erst spät erfolgt. Bei einer frühzeitigen Entfernung können Folgeschäden vermieden werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Arachnoidalzyste muss nicht unbedingt behandelt werden. Sollten allerdings Beschwerden auftreten, muss ein Arzt die Zyste diagnostizieren und gegebenenfalls entfernen. Typische Symptome wie Kopfschmerzen, Seh- und Sprachstörungen, Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit und epileptische Anfälle deuten auf eine ernste Ursache hin.

Zwar handelt es sich dabei selten um eine Arachnoidalzyste, fast immer liegt jedoch eine Erkrankung vor, die von einem Arzt abgeklärt und behandelt werden muss. Es ist deshalb anzuraten, mit ungewöhnlichen Symptomen, die länger als einige Tage bestehen bleiben, zum Arzt zu gehen.

Eine diagnostizierte Arachnoidalzyste sollte beobachtet werden. Wenn plötzlich hormonelle Störungen, Symptome einer Entwicklungsstörung oder oben genannte Beschwerden auftreten, hat sich die Zyste womöglich vergrößert. Spätestens dann sollte eine operative Entfernung der Wucherung erfolgen.

Weitere Warnzeichen, die einer umgehenden medizinischen Abklärung bedürfen, sind Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen und Unsicherheiten im Gang. Ebenso plötzlich auftretende Gliederschmerzen und Störungen der Blasen- und Darmfunktion. Kommt es zu diesen Beschwerden, gilt: ab zum Hausarzt oder Neurologen und die Ursache feststellen lassen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung und Therapie erfordert zunächst eine ursächliche Abklärung. Dazu ist es notwendig, den aktuellen Allgemeinzustand des Patienten und die Risikofaktoren für die entsprechende Therapie genau zu prüfen. Arachnoidalzysten sollen nur operativ behandelt werden, wenn Beschwerden auftreten.

Zufällig entdeckte Zysten bedürfen regelmäßigen Kontrolluntersuchungen mittels bildgebender Verfahren. Sobald die Zyste jedoch eine Verdrängung hervorruft, die die Blutzirkulation oder auch die Zirkulation der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit beeinträchtigt, ist eine operative Behandlung notwendig. Dafür stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.

Eine minimalinvasive und zugleich schonende Methode stellt die endoskopische Zystenfensterung dar. Die Zystenwand wird endoskopisch geöffnet, um eine breite Verbindung (Marsupialisation) zu den natürlichen Hirnwasserräumen der Hirnbasis (Zisternen) oder zu den Hirnkammern (Zysto-Ventrikulo-Stomie). zu schaffen. Falls eine derbe Zystenwand vorliegt, wird die mikrochirurgische Operationstechnik erforderlich.

In seltenen Fällen erfolgt die Anlegung eines zystoperitonealer Shunts. Dabei handelt es sich um einen Katheter, der in die Zyste eingebracht wird. Dieser leitet die Flüssigkeit mittels Druckventil unter die Haut bis zum Bauchraum, wo die abfließende Hirnflüssigkeit absorbiert wird. Diese Methode erzielt eine enorme Entlastung der Hirnwasserabflussstörung.

Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Arachnoidalzyste ist im Allgemeinen als gut einzustufen. In der Mehrzahl der Fälle wird die Zyste unmittelbar nach der Diagnosestellung ohne weitere Beeinträchtigungen entfernt und der Patient kann als geheilt entlassen werden. Der Eingriff ist zumeist unkompliziert und mit wenig Aufwand möglich. Die anschließende Wundheilung nimmt mehrere Wochen Zeit in Anspruch. Danach ist der Betroffene beschwerdefrei.

Diese Aussicht einer Heilung ist abhängig von dem Ort des Auftretens der Zyste, der Größe der Zyste und des Gesundheitszustandes des Patienten. Je älter der Betroffene ist und je mehr Vorerkrankungen vorhanden sind, desto ungünstiger ist der Heilungsprozess. Dennoch wird im Normalfall auch hier die Arachnoidalzyste vollständig dauerhaft entfernt.

Befindet sich die Zyste an einem schwer zugänglichen Bereich, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer guten Prognose. Eine Entfernung kann mit schwerwiegenden Komplikationen verbunden sein und zu lebenslangen Beeinträchtigungen führen. Die Heilungsaussicht schmälert sich ebenfalls, wenn es durch die Arachnoidalzyste bereits zu Funktionsstörungen des Körpers gekommen ist. Diese lassen sich oftmals nach einer Entfernung nicht mehr korrigieren. Ohne eine Behandlung droht das weitere Wachstum der Zyste. Damit steigt die Gefahr, dass körperliche Störungen eintreten und es zu irreparablen Schäden kommt. In schweren Fällen drohen dem Patienten lebensgefährdende Zustände.


Vorbeugung

Angeborene Arachnoidalzysten lassen sich nicht durch Vorbeugung vermeiden. Bei Kenntnis ihrer Existenz sollte jedoch eine regelmäßige Kontrolle mittels CT oder MRT erfolgen. Arachnoidalzysten, die auf bestehenden Erkrankungen beruhen, wie beispielsweise Bluthochdruck bei Diabetes mellitus, können durch eine primäre Behandlung der Grunderkrankung eingeschränkt werden.

Hierzu zählen auch eine bewusste Änderung des Lebensstiles oder bei ausgeprägtem Bluthochdruck der Einsatz einer medikamentösen Therapie. Mit einer rechtzeitigen Diagnostik und anschließenden Operation kann die Lebensqualität der Betroffenen enorm gesteigert werden.

Nachsorge

Arachnoidalzysten sind in den meisten Fällen harmlos und bedürfen dementsprechend auch keiner intensiven Behandlung oder Nachsorge. Wurden die Zysten bereits diagnostiziert, sollte ein bis zweimal pro Jahr eine Verlaufskontrolle durch den Neurologen durchgeführt werden. Sollte es zu Beschwerden kommen, ist unter Umständen ein operativer Eingriff in einer Fachklinik vonnöten.

Nach diesem Eingriff beschränken sich die Nachsorgemaßnahmen darauf, das Gehirn mittels Ultraschalluntersuchung zu untersuchen und die Medikation zu überwachen. Zudem muss sichergestellt werden, dass die Entfernung der Zysten nicht zu neurologischen Beschwerden geführt hat. Der Patient sollte sich zunächst schonen und auf ungewöhnliche Symptome achten.

Zur Nachsorge gehört auch das Anlegen eines Beschwerdetagebuchs. So kann nachverfolgt werden, ob sich nach Monaten oder Jahren erneut Zysten gebildet haben. Ist dies nicht der Fall, kann die Nachsorge eingestellt werden. Bei Rezidiven ist eine Wiederaufnahme der Therapie möglich, insofern die neuen Zysten gesundheitliche Problemen hervorrufen sollten.

Im Normalfall verlaufen Arachnoidalzysten jedoch unkompliziert und bedürfen lediglich unregelmäßiger Verlaufskontrollen. Die Patienten sollten sich an den Arzt wenden, wenn es nach der Entfernung einer Zyste zu Beschwerden kommt oder im Rahmen der medikamentösen Behandlung Neben- und Wechselwirkungen auftreten.

Das können Sie selbst tun

Bevor eine Arachnoidalzyste behandelt werden kann, muss eine umfassende Abklärung durch den Arzt erfolgen. Die eigentliche Therapie kann unter anderem durch strikte Körperhygiene und die Einhaltung der ärztlichen Vorgaben unterstützt werden.

Da die Zysten in mehreren Körperregionen auftreten können, sollte der Patient täglich die Achselhöhlen, den Rücken, den Intimbereich und andere schwer einsehbare Körperbereiche nach auffälligen Hautveränderungen absuchen. In der Regel tritt eine Arachnoidalzyste im Bereich des Gehirns auf, doch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen können sich schwerwiegende Hauterkrankungen einstellen, die den gesamten Körper betreffen.

Aus diesem Grund muss eine sorgfältige Untersuchung durch einen Facharzt für Neurologie durchgeführt werden. Personen, die an einer Hirnhautentzündung erkrankt sind, sollten den Arzt darüber informieren.

Weitere Maßnahmen hängen von der Art und Ausprägung der Zyste ab. Kleine Zysten können operativ entfernt werden und versprechen meist eine positive Prognose. Größere Zysten können dagegen neurologische Störungen hervorrufen, die separat behandelt werden müssen. Der Patient sollte sich frühzeitig an einen Physiotherapeuten wenden und vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Eine therapeutische Beratung senkt das Risiko für Begleiterscheinungen der Psyche erheblich.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010

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