Arachidonsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Arachidonsäure gehört zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Für den Körper ist sie semiessentiell. Arachidonsäure findet sich überwiegend in tierischen Fetten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Arachidonsäure?

Omega-6-Fettsäuren und damit auch die Arachidonsäure sind für den Körper lebenswichtig. Sie dienen als Bausteine für verschiedene Substanzen im Körper.
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Die Arachidonsäure ist eine vierfach ungesättigte Fettsäure und gehört zu den Omega-6-Fettsäuren. Omega-6-Fettsäuren dienen als Vorstufe von Prostaglandinen und spielen somit eine wichtige Rolle bei Entzündungsprozessen.

Der überwiegende Teil des Bedarfs an Arachidonsäure wird über die Nahrung gedeckt. Die Fettsäure findet sich vor allem in Produkten tierischer Herkunft. Arachidonsäure kann aber auch aus einer anderen Omega-6-Fettsäure synthetisiert werden. Entzündungshemmende Medikamente setzen oft bei der Verstoffwechselung der Arachidonsäure an.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Omega-6-Fettsäuren und damit auch die Arachidonsäure sind für den Körper lebenswichtig. Sie dienen als Bausteine für verschiedene Substanzen im Körper. Auch andere Fettsäuren werden aus Omega-6-Fettsäuren gebaut.

Wichtige Funktionen übernehmen die ungesättigten Fettsäuren auch beim Aufbau der Zellmembranen. Sie sind verantwortlich für die Flexibilität der Zellwände. Auch im Hautstoffwechsel spielen die Fettsäuren eine wichtige Rolle. Sie können Hautreizungen und Ekzembildung entgegenwirken. Auch die Größe von Mitessern soll sich durch Arachidonsäure vermindern lassen. Die Fettsäure dient des Weiteren dem Transport von Sauerstoff durch die Lunge.

Auch für Nerven- und Gehirnzellen ist Arachidonsäure wichtig. Sie hält die gesunde Struktur der Zellmembranen aufrecht und schützt somit auch vor neurologischen Erkrankungen. Die Arachidonsäure spielt zudem eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und bei der Wundheilung.

Aus der Arachidonsäure stellt der Körper auch die sogenannten Eikosanoide her. Eikosanoide sind Boten- und Signalstoffe, die viele Prozesse im Körper beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel Hormon- und Entzündungsprozesse. Je nach Dosierung kann Arachidonsäure Entzündungen begünstigen oder auch lindern. Auch der Zustand des Individuums scheint bei der Verstoffwechselung der Arachidonsäure über ihre Wirkung mit zu entscheiden.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Arachidonsäure kann vom Körper nur zu Teilen selber gebildet werden. Der überwiegende Teil Arachidonsäure stammt aus der Nahrung. Verfügt der Körper über ausreichende Mengen Linolsäure, kann er diese auch zu Arachidonsäure umwandeln. Arachidonsäure ist vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten.

Reich an Arachidonsäure sind Hühnerfleisch, Schweineleber, Kalbfleisch, Labskaus, Omelett, Milch, Aal und Croissants. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt bei der Aufnahme von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ein Verhältnis von 1:5. Das bedeutet, dass der Mensch fünfmal mehr Omega-6- als Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen sollte. Die Realität sieht derzeit allerdings anders aus. Aufgrund der heutigen Ernährungsgewohnheiten liegt das Verhältnis meist bei 1:10. In diesem ungesunden Verhältnis zeigt die Arachidonsäure oft ihre entzündungsfördernden Eigenschaften.


Krankheiten & Störungen

Menschen, die an einer rheumatischen Erkrankung leiden, sollten Lebensmittel mit einem hohen Arachidonsäuregehalt zwingend meiden. Ein Beispiel für eine solche Erkrankung ist die rheumatoide Arthritis.

Bei der rheumatoiden Arthritis sind die Gelenke von andauernden Entzündungen betroffen. Diese Entzündungen werden von Entzündungsmediatoren bedingt und unterhalten. Die Entzündungsmediatoren werden auch als Eikosanoide bezeichnet. Dazu gehören beispielsweise Prostaglandine, Leukotriene oder Thromboxane. All diese Entzündungsmediatoren bildet der Körper selber aus der Arachidonsäure.

Ohne Arachidonsäure wären solche starken und vor allem dauerhaften Entzündungsprozesse kaum möglich. Eine verminderte Zufuhr von Arachidonsäure kann sich also positiv auf den Krankheitsverlauf bei rheumatischen Erkrankungen auswirken. Eine positive Wirkung zeigt zudem die Eikosapentaensäure, die kurz auch als EPA bezeichnet wird. Sie ähnelt in ihrer chemischen Struktur der Arachidonsäure und bindet sich deshalb auch an dieselben Zellrezeptoren wie die Arachidonsäure. Im Gegensatz zur der entzündungsfördernden Fettsäure löst EPA aber nicht die Bildung von Entzündungsmediatoren aus.

Arachidonsäure und EPA konkurrieren somit um dieselben Enzyme, sodass EPA auf diesem Wege entzündungshemmend wirken kann. Man spricht hier auch von einer kompetitiven Hemmung. EPA gehört zu den Omega-3-Fettsäuren und ist vor allem in Pflanzenölen wie Rapsöl, Sojaöl, Leinöl oder Distelöl enthalten.

Auch Patienten mit multipler Sklerose wird eine Ernährung mit wenig Arachidonsäure empfohlen. Die multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Hier entzünden sich die Myelinscheiden der Nervenzellen, sodass die Reizweiterleitung gestört ist. Zahlreiche Symptome wie Lähmungen, Schwäche, Depressionen, Inkontinenz, Sprachstörungen oder Sehstörungen können die Folge sein. Die Arachidonsäure kann diese Entzündungsprozesse anfeuern und so zu einer Verschlimmerung der Symptome führen.

Natürlich können aber auch Erkrankungen durch einen Mangel an Arachidonsäure entstehen. Ein Mangel an Fetten kann auf unterschiedlichen Wegen entstehen. Eine sehr einseitige Diät oder eine lang dauernde fettfreie Ernährung können einen Fettmangel zur Folge haben. Aber auch Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können zu einem Mangel führen. Ein Beispiel für eine solche Erkrankung ist die Pankreasinsuffizienz. Hier produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Verdauungsenzyme. Auch fettspaltende Enzyme sind nicht mehr in ausreichenden Mengen vorhanden. Dadurch können die aufgenommenen Nahrungsfette nicht richtig verwertet werden und werden teilweise unverdaut wieder ausgeschieden. Dies ist auch am Stuhlgang der Patienten erkennbar. Der Stuhl ist häufig glänzend, fettig und sehr voluminös. Man spricht hier auch von einem Fettstuhl.

Durch einen Mangel an Fetten kann es zu einem Energiemangel kommen. Der Stoffwechsel fährt runter und die Betroffenen verlieren deutlich an Körpergewicht. Bei einem Mangel an Omega-6-Fettsäuren leiden die Patienten unter Sehstörungen, Muskelschwäche und mangelnder kognitiver Leistungsfähigkeit. Auch Hauterkrankungen, eine gestörte Wundheilung, eine erhöhte Infektanfälligkeit, Blutarmut und Atembeschwerden können die Folge einer mangelnden Versorgung mit Omega-6-Fettsäuren, wie beispielsweise der Arachidonsäure, sein.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Hallbach, J.: Klinische Chemie und Hämatologie. Biomedizinische Analytik für MTLA und Studium. Thieme, Stuttgart 2019
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006

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