Antikörpertherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Antikörpertherapie gehört zu den Immuntherapien und wird häufig in der Krebsbehandlung eingesetzt. Bei der Antikörpertherapie werden künstlich hergestellte Antikörper eingesetzt, um bestimmte Krankheiten zu behandeln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Antikörpertherapie?

Gegenwärtig findet die Antikörpertherapie besonders bei Krebs- und Autoimmunerkrankungen sowie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Anwendung.

Die Antikörpertherapie basiert auf den unsere Immunabwehr stützenden Eigenschaften von Antikörpern. Die auch Immunglobuline genannten Antikörper sind ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Immunsystems, indem sie helfen, in das Immunsystem eingedrungene Fremdkörper sowie veränderte körpereigene Strukturen abzuwehren.

In den letzten Jahren sind in der Antikörpertherapie große Fortschritte erzielt worden. Vor allem sind Krankheitsprozesse und die entsprechenden körpereigenen Abwehrmechanismen mittlerweile besser erforscht, woraufhin zahlreiche neue Medikamente für die maßgeschneiderte Antikörpertherapie auf den Markt gekommen sind.

Heute werden in der Antikörpertherapie vor allem sogenannte monoklonale Antikörper eingesetzt, die künstlich hergestellt sind und auf jeweils unterschiedliche Krankheiten abzielen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Gegenwärtig findet die Antikörpertherapie besonders bei Krebs- und Autoimmunerkrankungen sowie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Anwendung. Sie trägt zu einer verbesserten Lebensqualität der Patienten bei und bremst meist das Fortschreiten einer Erkrankung. Je nach Anwendungsverfahren lässt sich die Antikörpertherapie in unterschiedliche Arten unterteilen.

Die bei der Krebsbehandlung angewandten Antikörpertherapien können, im Gegensatz zur Chemotherapie, gesunde Zellen schonen und gezielt helfen, dass das Immunsystem Tumorzellen angreift. Krebszellen sind "schlau"; sie werden vom Immunsystem oft nicht als körperfremde Eindringlinge erkannt und vernichtet. Die Antikörpertherapie trägt zur Identifizierung von Tumorzellen bei.

Manche Krebs-Antikörpertherapien lösen beispielweise eine Abwehrreaktion des Immunsystems aus. Bei dieser Therapieform binden sich Antikörper an die Oberfläche der Krebszellen und signalisieren dem Immunsystem, diese Tumorzellen zu vernichten. Anderen Antikörpern gelingt es, Rezeptoren zu blockieren, die dem Andocken von Krebszellen dienen. Wieder andere scheinen eine Art Selbstmordprogramm bei den Tumorzellen auszulösen, die auf Grund der Antikörpertherapie absterben.

Durch Antikörpertherapien lässt sich also das Tumorwachstum einschränken. Allerdings scheint es noch nicht möglich, mit einer Antikörpertherapie allein sämtliche Tumorzellen abzutöten. Daher kombinieren Ärzte oft eine Chemotherapie mit einer Antikörpertherapie. Besonders erfolgreich werden Antikörpertherapien bei Brustkrebs, einigen Formen von Lymphdrüsenkrebs und Leukämie sowie bei Darmkrebs eingesetzt, meist in Kombination mit einer Chemotherapie. Durch eine Antikörpertherapie kommt es zu einer eindeutigen Wirkungsverstärkung der Chemotherapie.

Erfolgversprechend ist die Antikörpertherapie auch bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Morbus Bechterew oder Multiple Sklerose. Bei diesen Krankheiten attackiert das Immunsystem den eigenen Körper. Über Infusionen mit Antikörpern wird beispielweise die rheumatoide Arthritis und Psoriasis-Arthritis behandelt. Die Wirkung dieser Antikörpertherapie hält etwa neun Monate lang an, dann erfolgt eine weitere Behandlung.

Bei dieser Art der Antikörpertherapie erkennen Antikörper die für diese Krankheiten typischen entzündungsfördernden Botenstoffe und veranlassen eine Bekämpfung dieser Stoffe durch das Immunsystem. So vermindern sie die Entzündungsaktivität und bremsen gelenkzerstörende Prozesse. Wie bei der Krebstherapie wird auch hier die Antikörpertherapie als Infusion verabreicht, die etwa zwei Stunden dauert.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Im Allgemeinen ist eine Antikörpertherapie gut verträglich und effektiv. Zu den möglichen Nebenwirkungen, meist aber nur bei der ersten Infusion, gehören je nach verwendetem Antikörper allergische Reaktionen, seien es leichtere Reaktionen wie Hautausschlag, Übelkeit, leichte Luftnot oder Fieber, oder schwerere wie grippeartige Symptome, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder ein allergischer Schock. Um diese Risiken zu vermeiden, erhalten die Patienten vor der Infusion Medikamente, die einer allergischen Reaktion vorbeugen sollen.

Bei manchen Antikörpertherapien kann es allerdings auch zu schwerwiegenderen Nebenwirkungen kommen, wie beispielsweise bei der Brustkrebstherapie mit dem Antikörper Trastuzumab, bei der das Herz geschädigt werden kann. Generell erhöht eine Antikörpertherapie wegen der Wirkung der Antikörper auf das Immunsystem das Infektionsrisiko bei einem Patienten oder sogar die Gefahr, an Krebs zu erkranken.

Es kann im Laufe der Therapie zu sogenannten opportunistischen Infektionen kommen, z.B. Tuberkulose oder eine durch einen Virus verursachte gefährliche Hirnerkrankung. Bei diesen Infektionen können sich Erreger vermehren, die normalerweise von einem gesunden Immunsystem abgewehrt werden. Schwangere Frauen sollten sich keiner Antikörpertherapie unterziehen, weil deren Wirkung auf das ungeborene Kind noch nicht genügend erforscht ist.

Quellen

  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Seeber, S.: Therapiekonzepte Onkologie. Springer, Berlin 2007

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