Anastomose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Anastomosen sind Verbindungen zwischen anatomischen Strukturen, wie sie zwischen Blutgefäßen, Nerven, Lymphgefäßen und Hohlorganen vorkommen und bei der Beeinträchtigung von einem der Verbundsglieder die Bildung eines Umgehungskreislaufs sichern.

In der Chirurgie stellt der Arzt Anastomosen zum Teil künstlich her, wobei nach der jeweiligen Form dieses operativen Eingriffs zwischen End-zu-End-, Seit-zu-Seit- und End-zu-Seit-Anastomosen unterschieden wird. Eine der häufigsten Beschwerden in Zusammenhang mit Anastomosen ist eine Stauung der Pfortader, die die Anastomosen in diesem Bereich stärker als gewöhnlich durchblutet und damit die Bildung von Krampfadern in der Speiseröhre oder um den Bauchnabel herum veranlassen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Anastomose?

Eine der wichtigsten Aufgaben von Anastomosen ist die Bildung von Umgehungskreisläufen.
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Als Anastomose bezeichnet der Mediziner eine Verbindung zwischen anatomischen Strukturen. Solche Verbindungen kommen insbesondere zwischen Hohlorganen, Blut- und Lymphgefäßen vor, spielen aber auch für Nerven eine Rolle. Blutgefäße bilden dabei zum Beispiel nur mit anderen Blutgefäßen Anastomosen und Lymphgefäße verbinden sich ausschließlich mit Nerven.

Auch künstlich hergestellte Verbindungen bezeichnet die Chirurgie zuweilen als Anastomosen, so zum Beispiel die operativ wiederhergestellte Kontinuität des Magen-Darm-Trakts nach Resektionen von einzelnen Abschnitten des Magens oder Darms. Auch die operative Wiederherstellung von Nervenverbindungen ist aber mit der künstlichen Herstellung von Anastomosen verbunden. In der Regel werden natürliche Anastomosen nach Organ unterschieden.

Operative Anastomosen unterscheidet der Arzt dagegen nach ihrer Form. Durch die Unterscheidung nach Organen ergeben sich Untergruppen wie Gefäßanastomosen, Darmanastomosen oder Ureteranastomosen. Die Differenzierung nach Form lässt Gruppen wie die End-zu-End-Anastomose, die End-zu-Seit-Anastomose oder die Seit-zu-Seit-Anastomose entstehen.

Anatomie & Aufbau

Die Anatomie einer Anastomose hängt stark von ihren Aufgaben ab und unterscheidet sich damit nach dem jeweiligen Organ oder je den anatomischen Strukturen, die durch die sie verbunden werden. Im Lymphsystem verbinden Anastomosen zum Beispiel die Lymphgefäße derselben Ebene miteinander.

Ein Beispiel für eine Anastomose zwischen Blutgefäßen ist dagegen die Corona mortis, die natürlicherweise abnorm stark ausgebildet ist und die Arteria epigastrica inferior mit der Arteria obturatoria verbindet. Wieder anders aufgebaut ist die Riolan-Anastomose. Diese inkonstante Gefäßverbindung liegt im Dickdarm zwischen der Arteria colica media, der Arteria mesenterica superior und der Arteria colica sinistra. Sie ist noch komplexer aufgebaut als die Corona mortis und spielt vor allem bei arteriellen Verschlüssen des Dickdarms eine Rolle.

Im Zusammenhang mit nervlichen Anastomosen ist vor allem der Frontzahnbereich des Unterkiefers zu nennen, wo je die Nerven der Kieferseiten miteinander in Verbindung stehen. Künstliche Anastomosen können entweder End-zu-End-, Seit-zu-Seit- oder End-zu-Seit-Form annehmen, das heißt ihre Anatomie unterscheidet sich noch stärker. Bei End-zu-End-Anastomosten verbindet der Chirurg zum Beispiel zwei Abschnitte eines Hohlorgans an ihren geöffneten Enden.

Bei End-zu-Seit-Verbindungen näht er statt dessen einen Holhlorganabschnitt an einen anderen Abschnitt an, den er seitlich geöffnet hat. Bei einer künstlichen Seit-zu-Seit-Anastomose werden wiederum zwei Abschnitte eines Hohlorgans seitlich geöffnet, um miteinander vernäht zu werden.

Funktion & Aufgaben

Eine der wichtigsten Aufgaben von Anastomosen ist die Bildung von Umgehungskreisläufen. Das gilt insbesondere für Anastomosen zwischen Gefäßstrukturen, wie es zum Beispiel die Riolan-Anastomose ist. Diese Verbindung sichert bei einem Arterienverschluss im Dickdarm die Durchblutung des Darms, indem sie den Blutkreislauf von der verstopften Arterie aus auf eine andere Arterie umleitet. Damit regulieren Anastomosen zwischen arteriellen Strukturen die Durchblutung und verhindern vor allem Nekrosen, die bei mangelnder Durchblutung Gewebe absterben lassen würden.

Auch Anastomosen zwischen Nerven bilden unter Umständen Umgehungskreisläufe. Sie sichern so die Reizübertragungen und damit die funktionellen Abläufe im Nervensystem. Ein Beispiel für eine solche Anastomose ist die Jacobson-Anastomose. Auch im Lymphsystem dienen Anastomosen der Umleitung. Wenn der Lymphfluss in einer Ebene so zum Beispiel von Gefäßen unterbrochen wird, leiten die Anastomosen die Lymphe in ein daneben liegendes Lymphgefäß um. Auf diese Weise verhindern die Verbindungen im Fall einer Flussunterbrechung Lymphödeme.

Krankheiten

Insbesondere mit arteriellen Anastomosen kann hoher Krankheitswert verbunden sein. Das gilt vor allem bei arteriovenösen Malformationen, also angeborenen Fehlbildungen der Blutgefäße. Im Rahmen solcher Fehlbildungen sind Arterien zuweilen unmittelbar mit Venen verbunden, was vielerlei bedrohliche Konsequenzen haben kann.

Häufig kommt im Zusammenhang mit krankhaften Anastomosen auch eine Stauung der Pfortader vor, im Zuge derer die portokavalen Anastomosen stärker als gewöhnlich durchblutet werden. Dabei können in der Speiseröhre Krampfadern entstehen, die besonders risikobehaftet sind. Seltener kommt es bei dieser Erscheinung auch zur Bildung von Krampfadern im Bereich des Bauchnabels. Eine relativ häufige Erkrankung sind außerdem untypische Anastomosen in den Gefäßen der Plazenta. Diese Erscheinung ist zuweilen die Ursache für das Fetofetale Transfusionssyndrom, die unter Umständen eineiige Zwillinge betreffen kann.

Bei mehreiigen Zwillingen kann es durch untypische Anastomosen in der Plazenta zum Austausch von Hormonen zwischen den Feten kommen. Wenn die beiden Feten verschiedenen Geschlechts sind, kann der hormonelle Austausch unter Umständen die Entwicklung der Geschlechtsorgane am weiblichen Fötus beeinträchtigen. Mit Anastomosen können, abgesehen von den genannten, zwar auch viele weitere Beschwerden in Verbindung stehen, so zum Beispiel die Stuhlinkontinenz bei einer Ileum-pouch-analen Anastomose. Bis auf die genannten sind so gut wie alle weiteren Anastomose-Erkrankungen aber eher als Raritäten zu verstehen und werden daher nicht im Einzelnen vorgestellt.

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Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Schoppmeyer, M.: Anatomie und Physiologie. Kurzlehrbuch für Pflegelehrberufe. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017

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