Analprolaps

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Analprolaps wird ein Vorfall des Afters verstanden. Dabei kommt es zum Heraustreten des Analkanals aus dem After.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Analprolaps?

Unter einem Analprolaps wird ein Vorfall des Afters verstanden. Dabei kommt es zum Heraustreten des Analkanals aus dem After.

Bei einem Analprolaps handelt es sich um einen Vorfall von Analkanalhaut und Schleimhaut in die äußere Richtung. Hervorgerufen wird er durch den Stuhlgang oder heftiges Pressen davor. Dabei ist die Analhaut nicht ausreichend auf dem Schließmuskel, der sich unter ihr befindet, befestigt. Im Anschluss an den Stuhlgang kommt es zum Rückzug des Analkanals.

Ein Austreten des Kanals kann auch durch das Heben von größeren Gewichten, Niesen oder Husten zustande kommen. Treten zudem Teile des Enddarms oder des Mastdarms aus dem After heraus, ist von einem Mastdarmvorfall oder Rektumprolaps die Rede. Ein Analprolaps kann prinzipiell in jedem Lebensalter auftreten. Besonders betroffen sind jedoch ältere Menschen. Dazu gehören in erster Linie Frauen.

Ursachen

Für das Auftreten eines Analprolapses kommen mehrere Ursachen infrage. Hauptgrund ist eine schwache Beckenbodenmuskulatur der betroffenen Personen. Bei Kindern zeigt sich der Analvorfall nur sehr selten und tritt zumeist schon vor dem dritten Lebensjahr auf. In den meisten Fällen wird der Prolaps durch Grunderkrankungen wie Mukoviszidose ausgelöst. Grund für einen Analprolaps bei Erwachsenen ist in der Regel das allgemeine Absinken des Beckenbodens.

Dadurch kann es auch zu einem Vorfall von anderen Organen kommen. Dazu gehören die Harnblase oder die Gebärmutter. Nicht selten werden bei Frauen durch eine Geburt Beckenbodenschäden hervorgerufen. Dadurch verstärkt sich auch das Risiko von altersbedingten Vorfällen. Es gibt auch einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Analprolapses erhöhen. Dazu gehören chronische Verstopfung sowie ein verstärkter Defäkationsdruck.

Die Muskeln des Beckenbodens verfügen dann nicht mehr über genügend Stärke, um einem Vorfall entgegenzuwirken. Als weitere Risikofaktoren gelten Verletzungen am Schließmuskel, angeborene Fehlbildungen, gynäkologische Eingriffe, neurologische Schäden an den Beckennerven, sowie Entzündungen und Tumore.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Schmerzen kommen bei einem Analprolaps nur selten vor. Stattdessen treten tastbare Darmanteile oder Schleimhautfalten aus dem Anus aus. Mitunter können die Anteile von selbst wieder zurückgleiten. Auch ein Zurückschieben mit der Hand ist möglich. Bei manchen Patienten kommt es außerdem zu starkem Juckreiz im Afterbereich.

Da auch der Schließmuskel bei einem Analprolaps in Mitleidenschaft gezogen wird, zeigt sich nicht selten eine Stuhlinkontinenz, sodass sich der Stuhlgang meist nicht mehr kontrollieren lässt. Infolgedessen geben die Betroffenen Stuhl ab, ohne es zu wollen. Die Intensität der Inkontinenz ist jedoch unterschiedlich. So fällt sie bei einem Analprolaps geringer aus als bei einem Rektumprolaps. Ein weiteres mögliches Symptom sind mechanische Reizungen der Schleimhaut, die bei einem Analprolaps austritt.

Durch die Reibekräfte können wiederum Entzündungen und Blutungen entstehen. Mitunter bilden sich auch Geschwüre aus. Ebenso ist ein Abgang von Schleim und Blut aus dem After denkbar. Da sich die Symptome im weiteren Verlauf der Erkrankung immer weiter ausprägen, ist es wichtig, rasch mit einer medizinischen Behandlung zu beginnen.

Diagnose & Verlauf

Für die Diagnose eines Analprolapses genügt in den meisten Fällen schon der bloße Blick eines erfahrenen Arztes. Dieser kann auch unterscheiden, ob es sich um einen Analvorfall oder einen Rektumprolaps handelt. Zur Bestätigung sowie zum besseren Abschätzen des Ausmaßes der Erkrankung sind auch weiterführende Untersuchungen möglich. Dabei kann es sich um eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) oder eine Endoskopie des unteren Darmbereichs handeln.

Lässt sich der genaue Grad des Prolapses nicht einschätzen, erfolgt ein Defäkogramm. Dazu muss der Patient unter Röntgenkontrolle Stuhl ausscheiden. Da diese Untersuchung sehr unangenehm für die Betroffenen ist, kommt sie nur in seltenen Fällen zur Durchführung. Lebensbedrohlich ist ein Analprolaps nicht. Allerdings lässt er sich meist nur durch eine Operation wirkungsvoll behandeln. Durch den Eingriff kann der Prolaps normalerweise erfolgreich behoben werden.

Komplikationen

Der Analprolaps lässt den Analkanal ungewollt aus dem Anus treten. Das Symptom läuft bis zum endgültigen Erscheinungsbild in unterschiedlichen Stufen ab und manifestiert sich erst in den späteren Lebensjahren. Zu starkes Pressen beim Stuhlgang kann den Analkanal so weit schädigen, dass es bereits bei minimalen Bewegungen zum Vorfall kommen kann.

Als Pathogenese wird eine Bindegewebsschwäche vermutet. Diese kann genetisch bedingt sein, aber auch in Familien in deren Anlangen Hämorrhoiden und Stuhlinkontinenz vorkommen. Bei Frauen kann eine Schwächung des Beckenbodens aufgrund von Geburten vorliegen, welche das Symptom latent fördern. Frauen und ältere Menschen leiden häufiger an einem Analprolaps als Kinder.

Wird das Symptom nicht rechtzeitig behandelt, kommt es zu erheblichen Komplikationen. Der Analkanal kann aus dem Anus weit heraustreten. Zudem weitet sich die Erkrankung auf den End- und Mastdarm aus. Der Patient erfährt Schmerzen, Inkontinenz und einen starken Verlust seiner Lebensqualität. In der Regel lässt sich als medizinische Maßnahme der Darm zurückdrücken.

Gelingt dies nicht, wird eine Notfalloperation eingeleitet. Anschließend erhält der Patient eine medikamentöse Therapie sowie physiotherapeutische Beckenbodengymnastik, um Folgekomplikationen zu vermeiden. Je nach Härte des Vorfalls müssen die Ernährungsgewohnheiten konsequent umgestellt werden, damit der Stuhlgang weich bleibt. Bei rechtzeitig gestellter Diagnose erhöhen sich die Heilungschancen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn nach dem Stuhlgang Teile des Darms am Anus ertastet werden können, sollte ein Arzt konsultiert werden. Der Mediziner kann meist schon mit einem Blick feststellen, ob es sich um einen Analprolaps handelt. Abhängig von der Diagnose kann dann eine geeignete Behandlung eingeleitet werden, durch die sich der Prolaps rasch zurückbilden sollte. Bleibt der Analvorfall jedoch unbehandelt, können erhebliche Komplikationen auftreten. Es kann unter anderem zu Schmerzen, Inkontinenz und Erkrankungen von End- und Mastdarm kommen.

Ist der Analprolaps bereits soweit fortgeschritten, dass schwere gesundheitliche Probleme auftreten, muss ein Notarzt konsultiert werden. Meist muss der Analkanal dann durch eine Notfalloperation wieder in Position gebracht werden. Um dies zu vermeiden, empfiehlt sich bereits bei ersten Anzeichen eines Analprolaps ein Arztbesuch. Patienten mit Hämorrhoiden, Mukoviszidose, chronischer Verstopfung, Entzündungen oder Tumoren müssen Auffälligkeiten am Darmausgang umgehend mit dem zuständigen Arzt besprechen. Spätestens bei Stuhlinkontinenz oder einem sichtbaren Darmanteil am Anus ist medizinischer Rat gefragt.

Behandlung & Therapie

In den meisten Fällen wird ein Analprolaps operativ behandelt. Nur gelegentlich lässt sich auf einen chirurgischen Eingriff verzichten. Bei Kindern genügt in der Regel die Behandlung der auslösenden Grunderkrankung. Muss eine Operation erfolgen, wird prinzipiell zwischen zwei Methoden unterschieden. So findet der Eingriff entweder vom After aus oder durch die Bauchhöhle statt.

Bei einem Eingriff über die Bauchhöhle handelt es um eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) oder eine Laparotomie, bei der ein offener Bauchschnitt stattfindet. Der Mastdarm wird bei diesem Verfahren so fixiert, dass kein Absacken mehr möglich ist. Zu diesem Zweck näht der Operateur den Darm auf Kreuzbeinhöhe fest. Mitunter kann auch ein Netz aus Kunststoff für die Befestigung des Darms sorgen. In manchen Fällen ist zusätzlich das Straffen von bestimmten Dickdarmbereichen notwendig.

Erfolgt der chirurgische Eingriff vom After aus, wird der herausgetretene Darm vom Arzt entfernt. Danach werden die beiden Darmenden zurückgeschoben und vernäht. Grundsätzlich gilt eine Operation über die Bauchhöhle als effizienter, weil die Gefahr von anschließenden Komplikationen dadurch geringer ausfällt. Allerdings ist das Operationsrisiko für den Patienten bei einem Eingriff am After niedriger, was jedoch auch für die Erfolgschancen gilt.

Daher muss zwischen beiden Verfahren gut abgewogen werden. Im Anschluss an die Operation erhält der Patient spezielle Medikamente. Außerdem muss er einen bestimmten Ernährungsplan befolgen. Dieser dient dazu, den Stuhl weich zu halten.

Aussicht & Prognose

In der Regel führt ein Analprolaps nur in seltenen Fällen zu starken Schmerzen oder anderen Beschwerden. Die Betroffenen können dabei in der Regel die Teile des Anus oder des Darms wieder selbst hineinschieben, wobei diese in vielen Fällen von selbst wieder hineingleiten.

Weiterhin tritt bei vielen Patienten bei einem Analprolaps auch ein starker Juckreiz und eine Rötung der Haut auf. Sollte sich der Betroffene an der jeweiligen Stelle kratzen, so wird der Juckreiz verstärkt. Nicht selten leiden die Patienten auch an einer Stuhlinkontinenz, die sich sehr negativ auf den Alltag und die Lebensqualität auswirkt.

Dabei kommt es nicht selten zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen. Es kann auch zu Blutungen oder zu Entzündungen kommen, die schmerzhaft verlaufen können. Ebenso kann ein Geschwür entstehen. Falls die Beschwerden nicht von alleine verschwinden, sollte der Betroffene auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Die Lebenserwartung wird durch diese Krankheit in der Regel nicht verringert.

Mit Hilfe eines operativen Eingriffes können die Beschwerden gelindert werden. Der weitere Verlauf hängt meistens von der Grunderkrankung ab. Weitere Beschwerden oder Komplikationen treten meistens nicht auf.


Vorbeugung

Als beste Vorbeugemaßnahme gegen einen Analprolaps gilt das frühzeitige Absolvieren von gymnastischen Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens, die unter Anleitung von Experten stattfinden sollten. Auf diese Weise lassen sich Damm und Darmausgang stärken. Wichtig ist außerdem das Vermeiden von Verstopfung.

Nachsorge

Der Analprolaps wird in vielen Fällen durch eine Operation behoben, kann aber auch konservativ therapiert werden. In beiden Fällen ist konsequente Nachsorge aus zwei Gründen wichtig. Zum einen gilt es, Therapiefolgen wie eine Wunde aus einer OP bestmöglich zu regenerieren. Zum anderen soll durch gezielte Maßnahmen ein Wiederauftreten des Analprolapses verhindert werden.

In beiden Fällen kann die Nachsorge durch den Hausarzt oder den behandelnden Proktologen erfolgen. Auch der Patient ist an der Nachsorge beteiligt, indem er Symptome wie einen erschwerten Stuhlgang oder Schmerzen beziehungsweise Blutungen im Analbereich bald seinem Arzt mitteilt. Ein Stuhlgang, der nicht zu hart ist, ist die wichtigste Nachsorge und Vorbeugung zugleich.

Starkes Pressen beim Stuhlgang ist unbedingt zu vermeiden, da ein Analprolaps in vielen Fällen aus diesem Grund entsteht. Deshalb ist eine ausreichende Trinkmenge ebenso wichtig wie ballaststoffreiche Ernährung. Der Stuhl kann mit Flohsamenschalen als bewährtem Hausmittel weich und voluminös gehalten werden. Zur Stuhlregulierung kommt bei der Nachsorge auch das Pflegen einer eventuellen OP-Wunde.

Dies erfolgt nach Anweisung des Arztes. Später ist gründliche Hygiene ebenfalls wichtig. Von scharfen Reinigungsmittel und feuchtem Toilettenpapier ist aber eher abzuraten. Lauwarmes Wasser reicht in vielen Fällen aus. Ein Trockentupfen mit weichem Papier ist wichtig, da Bakterien feuchtes Milieu besonders bevorzugen.

Das können Sie selbst tun

Ein Analprolaps schränkt die Lebensqualität der Betroffenen oftmals stark ein. Viele Patienten sind von ihrem Leiden peinlich berührt und zögern den Arztbesuch deshalb hinaus. Das sollte auf alle Fälle unterbleiben. Je zeitiger ein Analprolaps diagnostiziert und behandelt wird, desto höher sind die Chancen einer erfolgreichen Therapie. Spätestens dann, wenn es das erste Mal zu einer unkontrollierten Defäkation gekommen ist, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Ein Analkanalvorfall kann in aller Regel nur operativ therapiert werden. Da aber meist eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur dafür verantwortlich ist, dass der Analkanal und gegebenenfalls Teile des Darms nicht im Körperinneren gehalten werden, können spezielle Übungen helfen, dem Problem vorzubeugen oder nach einer Operation eine Rückkehr der Beschwerden verhindern. Durch gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung kann zusätzlichen Risikofaktoren, wie permanenter Verstopfung, vorgebeugt werden.

Frauen leiden sehr viel häufiger an einem Analprolaps als Männer, weshalb ein Zusammenhang mit Schwangerschaft und (natürlicher) Geburt vermutet wird. Frauen können dieses Risiko also durch die Anzahl der Geburten und die Wahl der Geburtsmethode beeinflussen.

Kommt es bei alltäglichen Situationen, wie zum Beispiel beim Husten oder beim schweren Heben, zur unkontrollierten Defäkation können spezielle Windeln aus dem medizinischen Fachhandel den Betroffenen dabei helfen, sich wieder sicherer zu fühlen.

Quellen

  • Brühl, W., Wienert, V., Herold, A.: Aktuelle Proktologie. Uni-Med, Bremen 2011
  • Nürnberger, H.: Klinikleitfaden Chirurgie. Urban & Fischer, München 2010
  • Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011

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