Amputationsschmerzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als lebensrettende Maßnahme ist eine Amputation oft die letzte Konsequenz. Danach kommt es relativ häufig zu Amputationsschmerzen. Man unterscheidet zwei Arten: Phantomschmerzen und Stumpfschmerzen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Amputationsschmerzen?

Nach der operativen Entfernung eines Körperteils spricht man von einer Amputation. Die Folge dieses lebensrettenden chirurgischen Eingriffs sind häufig Amputationsschmerzen.

Nach der operativen Entfernung eines Körperteils spricht man von einer Amputation. Die Folge dieses lebensrettenden chirurgischen Eingriffs sind häufig Amputationsschmerzen. Man unterscheidet Phantomschmerzen und Stumpfschmerzen.

Mediziner rätseln noch über die Ursache für Phantomschmerzen. Das faktisch nicht mehr vorhandene Körperteil, schmerzt, obwohl es nicht mehr zum Körper gehört. Bei mehr als 50 Prozent aller Amputationen sind Phantomschmerzen die Folgen. Auch wenn bei einem Unfall ein Gliedmaß amputiert wird, kann es zu diesen Amputationsschmerzen kommen.

Manche Betroffene haben auch noch Berührungs-, Temperatur- und Bewegungserscheinungen im amputierten Glied. Man spricht dann von Phantomempfindungen.

Eine andere Art von Amputationsschmerz ist der Stumpfschmerz. Hierbei treten die Schmerzen direkt am Amputationsstumpf auf. Es gibt chronisch und akut verlaufenden Stumpfschmerz.

Ursachen

Die Ursachen für Amputationsschmerzen sind verschieden. Je nachdem, wie die Schmerzen auftreten, spricht man von Phantomschmerzen und Stumpfschmerzen. Amputationsschmerzen im nichtvorhandenen Gliedmaß werden Phantomschmerzen genannt.

Die Ursachen hierfür sind noch nicht erforscht. Es gibt diverse Theorien, wie es zu diesen Schmerzen kommt. Die Stärke der Amputationsschmerzen hängt vor allem davon ab, wie lange der Schmerz vor der Amputation anhält und wie intensiv er war. Die gereizten Nervenzellen haben den Schmerz gespeichert und reagieren später weiterhin, auch wenn es keinen Reiz mehr gibt.

Infrage kommt auch eine verringerte Durchblutung im verbleibenden Stumpf oder eine erhöhte Muskelspannung. Ebenso sind psychologische Faktoren denkbar. Je nach Verfassung des Patienten können die Amputationsschmerzen unterschiedlich intensiv sein.

Stumpfschmerzen treten oft direkt nach der Amputation auf. Diese akuten Amputationsschmerzen sind eine Folge von Wundschmerzen, Infektionen und Blutergüssen. Sind die Stumpfschmerzen chronisch, so sind beispielsweise Durchblutungsstörungen, Nervenschädigungen, Knochensporne, Narbenschmerzen, Morbus Sudeck, schlechte Prothesenanpassung und chronische Infektionen die Ursache.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In erster Linie sind Amputationsschmerzen mit sehr starken Schmerzen verbunden. Diese treten dabei vor allem an der betroffenen Region auf, an welcher ein Glied amputiert werden. Meistens kann auch keine direkte Voraussage über den Verlauf der Amputationsschmerzen gemacht werden.

Diese können im schlimmsten Fall über mehrere Monate hinweg eintreten und nicht wieder von alleine verschwinden. Die Schmerzen selbst breiten sich dabei häufig auch in die benachbarten Regionen am Körper aus, sodass es auch an diesen Stellen zu starken Schmerzen kommt. Vor allem in der Nacht können die Amputationsschmerzen zu einer Schlaflosigkeit und damit zu einer Gereiztheit oder zu Depressionen führen.

Auch im Allgemeinen können dauerhafte Schmerzen zu psychischen Verstimmungen führen und den Alltag des Betroffenen deutlich erschweren. Häufig können diese Schmerzen nur bedingt durch die Einnahme von Schmerzen eingeschränkt und gelindert werden. Neben den Amputationsschmerzen kann es auch zu einer Infektion oder zu einer Entzündung der Wunde kommen.

Diese ist häufig mit einem Ausscheiden von Eiter oder mit einer Rötung behaftet. Die Schmerzen verstärken sich in der Regel auch, wenn die betroffene Region angestrengt oder belastet wird. Im Allgemeinen sinkt die Belastbarkeit des Patienten erheblich ab.

Diagnose & Verlauf

Zunächst versucht der Arzt herauszufinden, ob der Amputationsschmerz am nichtvorhandenen Körperteil oder am Stumpf auftritt. Der Betroffene muss den Schmerz sehr genau beschreiben. Wichtig ist es, Dauer, Intensität, Charakter und auslösende Faktoren zu benennen und ob bereits Gegenmaßnahmen angewandt wurden.

Für die Dokumentation kann ein Schmerztagebuch sehr hilfreich sein. Selbst wenn der Verdacht auf Phantomschmerz besteht, müssen sämtliche Ursachen für Stumpfschmerz ausgeschlossen werden. Bei einer körperlichen Untersuchung begutachtet der Arzt den Operationsstumpf und versucht herauszufinden, ob Entzündungen, Verhärtungen, Schmerzpunkte oder Durchblutungsstörungen vorhanden sind. Zur weiteren Diagnose können Magnetresonanztomographie, Röntgenaufnahmen und Angiografien durchgeführt werden.

Der Verlauf bei Amputationsschmerzen ist abhängig von der Ursache und von der Art der Schmerzen. Stumpfschmerzen können akut oder chronisch auftreten. Oft entstehen sie direkt nach der Amputation. Phantomschmerzen hingegen sind langwieriger, können sich von selbst bessern und nach einiger Zeit plötzlich wieder auftreten. Bei allen Arten von Amputationsschmerzen ist eine frühe Therapie wichtig für den langanhaltenden Erfolg.

Komplikationen

Amputationsschmerzen kommen immer nach einer Amputation vor und sind in einem gewissen Maße völlig normal. Der Betroffene muss gegen die Schmerzen Schmerzmittel einnehmen, diese sollten allerdings nach einigen Wochen nach der Amputation selbst verschwinden. Es ist allerdings auch möglich, dass die Amputationsschmerzen auch noch Monate nach der Amputation vorhanden sind.

Sollten diese Schmerzen immer noch sehr stark sein, so ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen. Amputationsschmerzen treten oft auf, weil sich an der Wunde ein Infekt oder eine Entzündung ausgebildet hat. Solche Infekte oder Entzündungen müssen dringend von einem Arzt behandelt werden. Hier kann es zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen kommen, wenn diese Infekte nicht rechtzeitig entfernt werden.

Ein Schmerztagebuch hilft dem Arzt enorm, um die Ursache des Schmerzes festzustellen. Die Amputationsschmerzen entsteht auch dann, wenn das Glied, das amputiert wurde, relativ stark beansprucht wird. Vor allem in den ersten Monaten nach der Amputation muss das betroffene Glied geschont werden und darf nicht körperlich beansprucht werden. Bei einer Beanspruchung treten die Amputationsschmerzen auf und sind vollkommen normal. Sie verschwinden allerdings wieder, wenn die Wunde komplett verheilt ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Amputationsschmerzen gehören zu den schwersten und komplexesten Schmerzen des menschlichen Körpers. Sie treten unmittelbar nach der Amputation eines Körperteils oder eines inneren Organs auf und sind dann normal und zu erwarten. Während sich der Patient noch im Krankenhaus befindet, sollte er mit dem behandelnden Arzt über die Schmerzen reden, wenn sie durch die bisher verabreichten Schmerzmittel nicht mindestens erträglich werden.

OP-Schmerzen bessern sich in der Regel binnen einiger Tage oder Wochen, werden also schwächer und leichter auszuhalten. Ist das nicht der Fall, sollte der Arzt die OP-Wunden erneut untersuchen und herausfinden, warum die Schmerzen nach wie vor so stark sind. Bei Amputationsschmerzen kommt jedoch selbst Monate und Jahre nach den ersten OP-Schmerzen eine psychische Komponente hinzu. Der Betroffene kann dabei einen Schmerz verspüren, als wäre das entfernte Körperteil noch vorhanden. Auch der Stumpf kann bei der Entfernung von Extremitäten starke Schmerzen verursachen.

Schlecht sitzende Prothesen erzeugen Druckstellen und aufgeschürfte Haut, die ebenfalls zu Amputationsschmerzen gezählt werden. In all diesen Fällen sollte der Patient zeitnah den Arzt aufsuchen, denn spätestens, wenn psychisch bedingte Amputationsschmerzen auftreten, ist davon auszugehen, dass diese nicht mehr ohne ärztliche Hilfe zu bewältigen sind. Es besteht das Risiko, dass der Patient unkontrolliert starke Schmerzmittel einnimmt und dadurch schon nach kurzer Einnahmedauer süchtig nach diesen wird.

Behandlung & Therapie

Die Therapie richtet sich danach, ob es sich bei den Amputationsschmerzen um Phantomschmerzen oder Stumpfschmerzen handelt.

Bei Phantomschmerzen werden in erster Linie die Schmerzen bekämpft, denn die Ursache des Schmerzes ist nicht mehr vorhanden. Die Therapie dieser Amputationsschmerzen muss schnell und konsequent durchgeführt werden. Wenn die Schmerzen länger als sechs Monate andauern, können sie nur noch schwer behandelt werden.

Es eignen sich Medikamente, wie Opiate, Schmerzmittel, Psychopharmaka, Calcitonin und Capsaicin. Ebenso werden Phantomschmerzen durch Neuraltherapie, Spiegeltherapie oder Psychotherapie behandelt.

Stumpfschmerzen werden behandelt, indem die Ursache beseitigt wird. So müssen Infektionen geheilt und schlecht sitzende Prothesen besser angepasst werden. Mittlerweile werden gutartige Knotenbildungen und ungerichtete Nervenneubildungen nicht mehr entfernt.

Aussicht & Prognose

In den meisten Fällen stellen Amputationsschmerzen ein gewöhnliches Symptom dar, das in der Regel nicht vermieden werden kann. Diese Schmerzen lassen dabei mit der Zeit nach, wobei allerdings kein allgemeiner Verlauf vorausgesagt werden kann. In einigen Fällen können die Betroffenen auch noch Monate nach der Amputation an Schmerzen leiden.

Weiterhin können die Amputationsschmerzen auch durch einen Infekt oder durch eine Entzündung hervorgerufen werden, sodass diese auf jeden Fall behandelt werden müssen. Die Behandlung erfolgt dann mit Hilfe von Antibiotika, wobei es in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt. Ebenso werden auch Schmerzmittel verwendet, um die Amputationsschmerzen einzuschränken und den Alltag des Betroffenen zu erleichtern.

Die Lebensqualität wird durch die Schmerzen deutlich verringert und es treten nicht selten auch psychische Beschwerden oder Depressionen auf. Dabei ist eventuell eine psychologische Behandlung des Patienten notwendig, damit es nicht zu weiteren Folgeschäden kommt. Auch durch die Anpassung von Prothesen können die meisten Amputationsschmerzen eingeschränkt werden. Nicht in jedem Fall können diese Schmerzen eingeschränkt werden. Auch die Lebenserwartung des Patienten ist durch eine Amputation möglicherweise verringert.


Vorbeugung

Amputationsschmerzen kann nur im geringen Maße vorgebeugt werden. Die beste Vorbeugung ist, bereits vor der Amputation Schmerzmittel zu verabreichen. So können sich die Nerven vor dem chirurgischen Eingriff nicht mehr an die Schmerzen „erinnern“.

Elektrische Stimulationsverfahren helfen, direkt nach der Amputation den Amputationsschmerzen vorzubeugen, wenn sie direkt am Stumpf angewandt werden. Außerdem ist es sehr wichtig, dass die Prothese sehr gut sitzt und dies regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls nachjustiert wird.

Nachsorge

Nach der Amputation eines Gliedes kommt es bekanntermaßen zu zwei verschiedenen Arten von Schmerzen. Beide müssen möglichst zeitnah behandelt werden. Amputationsschmerzen können sehr reale Schmerzen am verbliebenen Arm- oder Beinstumpf sein. Diese Schmerzen können durch Druckstellen am Stumpf oder entstehen. Es können auch Schmerzen durch Wundentzündungen sein.

Bevor der Stumpf nicht abgeheilt ist, sollte die Nachsorge nicht enden. Sie umfasst auch das Anpassen einer Prothese und das Üben mit ihr. Aber auch später kann es immer wieder zu Problemen mit Amputationsschmerzen kommen. In manchen Fällen ist eine erneute Nachsorge notwendig, weil eine schwere Entzündung oder eine Druckstelle bei einem Diabetiker behandelt werden muss.

Manchmal erfordert die Nachsorge eine weitere Kürzung des Amputationsstumpfes um einige Zentimeter. In der Nachsorge muss dann auch die Prothese angepasst werden. Zu den typischen Amputationsschmerzen gehören auch die sogenannten Phantomschmerzen. Dabei geht es um anfallsweise auftretende Schmerzen im nicht mehr vorhandenen Glied.

Da diese Amputationsschmerzen nicht immer sofort nach der Amputation auftreten und keinen realen Ort haben, sind sie schwerer zu behandeln. Die Nachsorge kann hier nur eine Schmerzlinderung und eine Aufklärung über die Natur dieses Schmerzphänomens zum Inhalt haben. Die Nachsorge sollte möglichst zeitnah nach der Amputation beginnen, denn dann sind Amputationsschmerzen leichter zu beheben.

Das können Sie selbst tun

Bei Amputationsschmerzen muss zwischen den Stumpfschmerzen und den Phantomschmerzen unterschieden werden, wenn es um Maßnahmen geht, die der Betroffene selbst zur Linderung derselben ergreifen kann.

Da die Phantomschmerzen streng genommen keine physische Ursache haben, muss auch in Fällen der nicht-medikamentösen Therapie auf das Gehirn eingewirkt werden. Es hat sich gezeigt, dass die sogenannte Spiegeltherapie, bei welcher durch eine entsprechende und handliche Apparatur das Vorhandensein zweier gesunder Gliedmaßen simuliert wird, Linderung bringt. Das Gehirn wird dadurch ausgetrickst, dass der gesunde Körperteil derart bewegt und entspannt wird, dass die Spiegelung - also die Repräsentation des amputierten Körperteils - in die gleiche Position kommen muss. Das Gehirn interpretiert dies als tatsächliche Entspannung.

Phantomschmerzen wie Stumpfschmerzen können darüber hinaus auch mittels Elektrostimulation gelindert werden. Auch Massagen der Gliedmaßen und bestimmte Gymnastikübungen können helfen.

Im Falle von Stumpfschmerzen hängt die Wirksamkeit selbst ergriffener Maßnahmen sehr von der Ursache der Schmerzen ab. Falsch sitzende Prothesen und Infektionen sind nicht allein zu bewältigen. Plötzlich auftretende Schmerzschübe ohne erkennbare Ursache können zumeist eher medikamentös denn durch Massagen oder warme Bäder gelindert werden.

Im Falle von Schmerzzuständen sind Maßnahmen zur Entspannung im Allgemeinen positiv. Dies kann die Beschäftigung mit einem Hobby, einen Saunagang oder eine kurze Bettruhe umfassen. Auch das Konsumieren pflanzlicher Substanzen, die schmerzlindernd wirken, kann Teil einer Schmerztherapie sein.

Quellen

  • Agarwal-Kozlowski, K.: Ganzheitliche Schmerztherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kröner-Herwig, B., Frettlöh, J., Klinger, R., Nilges, P. (Hrsg.): Schmerzpsychotherapie. Springer, Berlin 2011
  • Striebel, H.W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, Stuttgart 2002

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