Amfepramon
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Amfepramon ist ein indirektes Alpha-Sympathomimetikum und wird in Deutschland als Appetitzügler eingesetzt. Aufgrund eines nicht unerheblichen Missbrauchspotenzials wird der Wirkstoff nur in dringenden Fällen kurzzeitig zur unterstützenden Behandlung von Übergewicht verschrieben.
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Was ist Amfepramon?
Amfepramon wird auch als 2-Diethylamino-1-phenylpropan-1-on, 2-Diethylaminopropiophenon, Amfepramonum oder Diethylpropion bezeichnet. Es gehört zu der Gruppe der Phenylethylamin-Derivate. Das sind chemische Verbindungen, die sich vom Phenylethylamin ableiten. Phenylethylamine sind in der Natur weit verbreitet (zum Beispiel der Neurotransmitter Dopamin oder die Aminosäure-ähnliche Substanz Tyramin) oder werden künstlich hergestellt (zum Beispiel bestimmte Amphetamine).
Im Bereich der Phenylethylamine reiht sich Amfepramon in die Untergruppe der Cathinone ein. Namensgebend für die Cathinone ist die Verbindung Cathinon, die zu den Amphetaminen gehört und stimulierend wirkt. Auch Amfepramon wirkt als Stimulans und regt den Sympathikus, einen Teil des autonomen (vegetativen) Nervensystems, an.
Es wird der Wirkstoffgruppe der Alpha-Sympathomimetika zugeordnet. Im Handel ist es als verschreibungspflichtiges Medikament unter den Handelsnamen Regenon und Tenuate erhältlich. Amfepramon fällt in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz, ist aber verkehrsfähig und darf vom Arzt verschrieben werden.
Pharmakologische Wirkung
Amfepramon fungiert als indirektes Alpha-Sympathomimetikum. Während direkte Alpha-Sympathomimetika die Wirkung des Adrenalins nachahmen, indem sie an die gleichen Rezeptoren binden, führen indirekte Alpha-Sympathomimetika zu einer Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin Diese regen dann den Sympathikus an. Auf diesem Weg stimuliert Amfepramon das Herz-Kreislauf-System und bestimmte Organe, wirkt aber auch zentralnervös über eine Durchquerung der Blut-Hirn-Schranke auf die Gehirnaktivität.
Der Wirkstoff steigert dadurch kurzzeitig die physische und psychische Leistungsfähigkeit und erhöht die Aufmerksamkeit. Die Durchblutung der Lunge, Blutdruck und Herzfrequenz erhöhen sich. Außerdem unterdrückt Amfepramon das Gefühl der Müdigkeit, hemmt den Durst und bewirkt (über einen im Hypothalamus lokalisierten Angriffspunkt) eine Verminderung der Nahrungsaufnahme und des Appetits.
Aufgrund der vielfältigen Wirkungen auf den ganzen Organismus wird eine Verschreibung von Amfepramon vom Arzt sehr genau abgewogen werden, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Alpha-Sympathomimetika werden unter anderem als Anorektika (Appetitzügler) eingesetzt. Amfepramon wird zur unterstützenden Behandlung bei Patienten mit Übergewicht (Adipositas) verwendet, deren Body-Mass-Index (BMI) über 30 liegt.
Der BMI berechnet sich nach folgender Formel: BMI = Körpergewicht in Kilogramm / (Körpergröße in Metern)2. Allerdings sollte der Wirkstoff nur dann verwendet werden, wenn andere geeignete Maßnahmen zur Reduktion des Gewichtes nicht erfolgreich waren. Bei Patienten, die durch Diäten und Sport keine Gewichtsabnahme erreichen konnten, aber aus medizinischen Gründen dringend abnehmen sollten, kann sich der Arzt für eine kurzzeitige Behandlung mit Amfepramon entscheiden.
Da es sich um ein zentralnervös wirkendes Anorektikum handelt, sind Nebenwirkungen häufig und es besteht ein Missbrauchspotenzial. Im Sommer 2001 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgrund von Nebenwirkungen Appetitzüglern mit Amfepramon die Zulassung entzogen.
Dagegen klagten die Hersteller erfolgreich. Seit 2004 sind die Präparate wieder auf dem Markt. Die Wirksamkeit zur tatsächlichen, langfristigen Gewichtsreduktion ist aber umstritten. Deshalb wird Amfepramon nur noch in Einzelfällen verschrieben und wird grundsätzlich nur zur kurzzeitigen Behandlung der Adipositas eingesetzt.
Risiken & Nebenwirkungen
Das deutsche BfArM und andere Arzneimittelbehörden der EU weisen ausdrücklich auf den geringen medizinischen Nutzen im Verhältnis zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen hin. Zu den Nebenwirkungen gehörten Psychosen, Depressionen, Halluzinationen, Unruhe, Schlafstörungen, Herzrasen, Bluthochdruck, Schwindel und Benommenheit. Amfepramon scheint außerdem die Entstehung eines Lungenhochdrucks (pulmonal-arterielle Hypertonie) zu begünstigen.
Bei einigen Patienten kann es bei der Behandlung mit Amfepramon zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen, bis hin zum Herzinfarkt oder Herzstillstand kommen. Bei längerer Anwendung von Amfepramon können eine Abhängigkeit und nach Absetzen des Medikaments Entzugserscheinungen auftreten.