Altretamin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Altretamin ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Zytostatika. Es wird zur chemotherapeutischen Behandlung von Eierstockkrebs eingesetzt. Das Medikament wird in zwei- bis dreiwöchigen Zyklen als Tablette eingenommen. Es verursacht häufig Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Altretamin?

Altretamin ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Zytostatika. Es wird zur chemotherapeutischen Behandlung von Eierstockkrebs eingesetzt.

Altretamin ist die international gebräuchliche Bezeichnung der zytostatischen Substanz Hexamethylmelamin. Das Arzneimittel wird in den Vereinigten Staaten von Amerika unter dem Handelsnamen Hexalen® erfolgreich bei Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium eingesetzt.

Zytostatika stören den Zellzyklus und verhindern so die Teilung und Verbreitung der Tumorzellen. Bei Altretamin handelt es sich um ein Prodrug. Dieser Begriff bezeichnet die Vorstufe eines Arzneimittels, das erst im menschlichen Organismus durch bestimmte Stoffwechselvorgänge zur aktiven Wirksubstanz umgewandelt wird.

Das Zytostatikum Altretamin wird in der Leber zur eigentlich wirksamen Substanz verstoffwechselt. Seine Anwendung zur Krebsbehandlung ist in den Vereinigten Staaten von Amerika wesentlich mehr verbreitet als in Deutschland. Altretamin ist nur schwer löslich und wird daher oral verabreicht.

Pharmakologische Wirkung

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 9.000 Frauen an einem bösartigen Tumor des Eierstocks. Dieser wird in der medizinischen Fachterminologie als Ovarialkarzinom bezeichnet. Das Ovarialkarzinom gilt als der zweithäufigste bösartige Tumor des weiblichen Genitalbereichs, der in vielen Fällen sogar zum Tod führt.

Durch die Verabreichung von Altretamin werden wichtige Stoffwechselabläufe bei der Zellteilung der bösartigen Tumore gestört. Das Zytostatikum verhindert die weitere Teilung der Krebszellen und bringt sie zum Absterben. Doch wie fast alle Zellgifte wirkt Altretamin nicht nur auf die bösartigen Zellen, sondern beeinträchtigt alle Gewebearten, die sich schnell regenerieren. So können vor allem an der Haut sowie den Schleimhäuten in Mund, Rachen und Verdauungstrakt unangenehme Nebenwirkungen entstehen.

Darüber hinaus muss der behandelnde Arzt das Blutbild der Krebspatientin regelmäßig überwachen, um unerwünschte Auswirkungen des Zytostatikums auf die blutbildenden Zellen im Knochenmark rechtzeitig zu erkennen. Das Knochenmark muss sich erst wieder regenerieren, bevor die Behandlung mit Altretamin fortgesetzt werden kann. Ebenfalls ist während der Therapie-Phase eine Kontrolle der Leber- und Nierenwerte erforderlich. Durch die Behandlung kann es an Leber und Niere zu organischen Schäden kommen.

Die Chemotherapie schwächt das Immunsystem der betroffenen Patientinnen erheblich. Solange Altretamin verabreicht wird, ist daher der Kontakt mit Personen, die an einer ansteckenden Infektionskrankheit leiden, unbedingt zu vermeiden. Impfungen mit Lebendimpfstoffen dürfen in dieser Phase ebenfalls nicht durchgeführt werden. Diese können die Krankheit, vor der sie normalerweise schützen sollen, aufgrund des geschwächten Immunsystems zum Ausbruch bringen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Die Behandlungszyklen mit Altretamin dauern 14 bis 21 Tage und werden mehrmals wiederholt. Dadurch werden auch die Tumorzellen erfasst, die sich in einem bestimmten Behandlungszyklus gerade in einer Ruhephase befinden. Solange keine Zellteilung stattfindet, kann Altretamin die Erbsubstanz der bösartigen Tumorzellen nicht angreifen.

Zwischen den einzelnen Therapiephasen liegen dementsprechend vierzehn- bis einundzwanzigtägige Einnahmepausen. Die Ruhephase benötigt der Organismus zur Regenerierung des geschädigten Gewebes, das sich wesentlich schneller erholen kann, als das Tumorgewebe. Das Arzneimittel zerstört die bösartigen Tumorzellen und verhindert die Bildung von Metastasen.

Der Wirkstoff Hexamethylmelamin ist über einen Zeitraum von mehreren Jahren klinisch erprobt und hat vor allem in den U.S.A. zu beachtlichen Erfolgen bei der Behandlung von Ovalkarzinomen geführt. Dort konnte die Wirksamkeit des Zytostatikums in Kombination mit anderen Substanzen im Rahmen verschiedener Studien nachgewiesen werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Zytostatika wie Altretamin verursachen häufig erhebliche Nebenwirkungen. Betroffen sind besonders Körperbereiche mit hoher Zellteilungsaktivität. Die Darmschleimhaut ist aufgrund ihrer ständigen Regenerationsprozesse besonders betroffen.

Patienten leiden dann häufig unter Magen- und Darmbeschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Im Knochenmark findet ebenfalls eine rege Zellteilung statt. Dort behindert Altretamin die Bildung von roten und weißen Blutkörperchen. Die Folgen sind Blutarmut und ein geschwächtes Immunsystem. Der Mangel an Sauerstoff transportierenden roten Blutkörperchen führt zu Müdigkeit, Erschöpfung und oftmals auch zu Atemnot.

Aufgrund der geschwächten Immunabwehr des Körpers kommt es häufiger zu Infekten und Entzündungen. Ein weiteres Merkmal chemotherapeutischer Behandlungen mit Zytostatika ist der Haarausfall. Das Arzneimittel behindert die für das Haarwachstum ständig erforderlichen Zellteilungen. Die meisten Nebenwirkungen sind von der verabreichten Wirkstoffdosis abhängig.

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