Aciclovir

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Aciclovir dient zur Behandlung von Virusinfektionen, insbesondere Infektionen mit Herpesviren. Der Wirkstoff wurde 1979 patentiert. Seitdem wird Aciclovir mit großem Erfolg eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Aciclovir?

Das Arzneimittel Aciclovir zählt zu den Virostatika. Es wird hauptsächlich in der Therapie von Herpes-Virus-Infektionen eingesetzt.

Das Arzneimittel Aciclovir zählt zu den Virostatika. Es wird hauptsächlich in der Therapie von Herpes-Virus-Infektionen eingesetzt:

Aciclovir wird in verschiedenen Darreichungsformen angeboten:

  • Tabletten mit 200 mg, 400 mg oder 800 mg Aciclovir
  • Suspension zum Einnehmen mit 40 mg/ml entsprechend 200 mg Aciclovir
  • Augensalbe mit 30 mg/g Aciclovir
  • Lippencreme mit 50 mg/g Aciclovir

Das Medikament ist verschreibungspflichtig. Rezeptfrei erhältlich, aber apothekenpflichtig, sind lediglich Aciclovir enthaltende Lippencremes zum Behandeln von Mund- und Rachenrauminfektionen.

Pharmakologische Wirkung

Als Antimetabolit hemmt der aktive Wirkstoff Aciclovir das Stoffwechselgeschehen in einer Zelle. Dabei wirkt Aciclovir ausschließlich in infizierten Zellen. Nachdem es ins Virus eingedrungen ist, wandeln dessen Enzyme den Wirkstoff in Aciclovir-Triphosphat um.

Es verhindert die Vermehrung der Herpesviren, gleichzeitig wird es ins Virus-Erbgut eingeschleust. Damit endet die Eiweißproduktion und folglich die Vermehrung der Herpes-simplex-Viren, Herpes-genitalis-Viren beziehungsweise Varicella-Zoster-Viren.

Während örtlich aufgetragenes Aciclovir nur direkt an dieser Stelle wirkt, kann oral eingenommenes Aciclovir die Herpes-Viren-Ausbreitung im ganzen Körper unterbinden. Der Wirkstoff kann sogar Nervenschmerzen bei Gürtelrose lindern. Dieser Mechanismus ist noch ungeklärt. Aciclovir wirkt umso besser, je früher es angewendet wird.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Aciclovir wird erfolgreich als Herpesmittel eingesetzt. Es wirkt virenhemmend bei Infektionen mit Herpes-simplex-Viren, Herpes-genitalis-Viren sowie Varicella-Zoster-Viren. Lippenherpes, Mund- und Rachenraumentzündungen, Gürtelrose, Windpocken, Augeninfektionen an Lid und Hornhaut sowie Herpesinfektionen an den Geschlechtsorganen sind die typischen Anwendungsgebiete.

Daneben lindert auf die Haut aufgetragene Aciclovir-Creme Juckreiz und leichte bis mittelstarke Schmerzen. Für die Augen sind spezielle Aciclovir-Augencremes und -Augensalben zu verwenden. Zur inneren Einnahme von Aciclovir stehen Tabletten und Trink-Lösungen (Suspensionen) zur Verfügung.

Die Therapiedauer hängt stark vom Individualfall ab. Sie dauert meistens 5 - 10 Tage, gelegentlich länger. Es empfiehlt sich ein frühzeitiger Behandlungsbeginn mit Aciclovir. Außer zur akuten Behandlung eignet sich Aciclovir zur Vorbeugung und zur Therapie schwerer wiederkehrender Infektionen mit Herpes-simplex-Viren, Herpes-genitalis-Viren oder Varicella-Zoster-Viren.

Eine weitere Patientenklientel für eine Behandlung mit Aciclovir stellen Personen mit geschwächtem Immunsystem dar. Ob angeboren oder später erworben - zum Beispiel durch eine Immunsuppression nach Organtransplantation oder bei zytostatischer Krebstherapie: Für erhöht infektionsgefährdete Patienten sind Aciclovir-Gaben eine gute Vorbeugungsmaßnahme.

Aciclovir ist ebenfalls unterstützend angezeigt in der Behandlung einer Herpes-simplex-Encephalitis (Gehirnentzündung). Hier wirkt es in Form einer Infusionslösung.


Risiken & Nebenwirkungen

Nebenwirkungen treten bei der Therapie mit Aciclovir selten auf. Bei Lokalanwendung mit einer Creme oder Salbe kann es zu einer Hautrötung, Hauttrockenheit, Jucken, Brennen oder Abschuppung kommen. Sehr selten entwickelt sich eine Kontaktdermatitis]. Bei der innerlichen Anwendung von Tabletten wurden - ebenfalls selten - Beschwerden wie Juckreiz, Hautausschlag, Schwindel, Kopfschmerzen, Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen berichtet.

Klinisch bedeutsame Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind keine bekannt. Vereinzelt können sich erhöhte Laborwerte für Bilirubin, Leber-Enzym, Harnstoff oder Kreatinin im Blut zeigen. Wenn sich auch bei der Therapie von Schwangeren mit Aciclovir-Tabletten keine Kindsschäden erfassen ließen, sollte hier sorgsam abgewogen werden, ob nicht auf eine Aciclovir-Behandlung während dieser Phase verzichtet werden kann. Auf das Stillen sollte verzichtet werden, da sich der Wirkstoff in Muttermilch nachweisen ließ. Das Auftragen einer Lippenherpescreme mit Aciclovir ist während der Schwangerschaft kein Problem.

Da der Wirkstoff Aciclovir überwiegend via Nieren ausgeschieden wird, sollte bei bestehender Niereninsuffizienz eine aufmerksam darauf abgestimmte Dosis vom Arzt verordnet werden. Bei Personen über 65 Jahre sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollte Aciclovir vorsichtig angewendet und dosiert werden. Während einer Augenbehandlung dürfen keine Kontaktlinsen getragen werden. Aceclovir-Tabletten sind für Kinder unter 5 Jahren ungeeignet, Trinklösungen hingegen schon. Für Neugeborene sind beide Darreichungsformen tabu.

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