Acetylcystein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Acetalcystein ist häufig Bestandteil hochwirksamer Arzneimittel bei Atemwegserkrankungen zur Schleimlösung und als Antidot bei Vergiftungen. Aufgrund seiner vielfältigen Wirkungsmechanismen findet es auch Anwendung in anderen medizinischen Bereichen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Acetylcystein?

Acetalcystein ist häufig Bestandteil hochwirksamer Arzneimittel bei Atemwegserkrankungen zur Schleimlösung und als Antidot bei Vergiftungen.

Acetylcystein ist ein biochemischer Wirkstoff mit zwei verschiedenen Hauptanwendungsgebieten. Vorrangig wird es als sogenanntes Expektorans (Schleimlöser) in vielen Medikamenten eingesetzt. Des Weiteren ist Acetylcystein sehr wirksam als Antidot (Gegengift) bei Paracetamolvergiftungen.

Andere Einsatzmöglichkeiten, wie z. B. bei Nierenproblemen, Infektionskrankheiten und in der Psychiatrie wurden untersucht und diskutiert. Belastbare Ergebnisse liegen aber noch nicht vor. Aufgrund der positiven Wirkungen und der geringen Gefahr schwerwiegender Nebenwirkungen wird Acetylcystein auch in diätischen Lebensmitteln eingesetzt.

Pharmakologische Wirkung

Die Wirksamkeit von Acetylcystein bei der Behandlung von so unterschiedlichen Beschwerden, wie die Schleimbildung bei Atemwegserkrankungen und die Intoxikation mit Paracetamol beruht auch auf unterschiedlichen Wirkmechanismen.

Der zähe Schleim in den Bronchien besteht aus Mucopolysaccharidketten, die über Schwefelbrücken miteinander verbunden sind. Acetylcystein bewirkt nun das Aufbrechen dieser Schwefelbrücken, wobei sich der Schleim verflüssigt und gut abgehustet werden kann. Als weiterer Mechanismus wird die antioxidative Wirkung von Acetylcystein diskutiert. So kann durch das Abfangen von freien Radikalen der Entzündungsprozess in den Bronchien beendet werden, was die Abheilung der Bronchitis ermöglicht. Allerdings konnte diese These noch nicht bestätigt werden. Vielmehr bewirkt bereits die Schleimlösung einen positiven Einfluss auf den Heilungsprozess.

Der andere Wirkungsmechanismus von Acetylcystein, der maßgeblich bei der Entgiftung bei Paracetamolintoxikationen zum Ausdruck kommt, beruht auf der antioxidativen Eigenschaft von NAC. So entfaltet Acetylcystein (NAC) sowohl direkte als auch indirekte antioxidative Wirkungen. Bei der direkten antioxidativen Wirkung von NAC werden sauerstoffhaltige Radikale durch die SH-Gruppe abfangen. Dabei verbinden sich zwei Acetylcysteinmoleküle über Disulfidbrücken miteinander. Die entzündungshemmende Wirkung dieses Prozesses wurde bereits diskutiert.

Der indirekte Mechanismus ist jedoch der interessantere und häufiger anzutreffende antioxidative Prozess. Als Antioxidans wirkt hier das beim Abbau von NAC entstehende Glutathion. Glutathion als kurzes Peptid ist normalerweise in ausreichendem Maße in der Leber gespeichert und stellt das wichtigste Entgiftungsmittel im Organismus dar. Bei einer akuten Vergiftung, wie z. B. mit Paracetamol, kann sich der Vorrat jedoch aufgrund des hohen Bedarfes erschöpfen. Paracetamol wird so zu einer tödlichen Bedrohung. Die Gabe von Acetylcystein kann die toxische Wirkung des Giftes neutralisieren.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Aufgrund seines interessanten Wirkungsspektrums wird Acetylcystein in vielen Arzneimitteln eingesetzt. So wird NAC als Expektorans bei verschiedenen Atemwegserkrankungen zur Schleimlösung angewendet. Damit erzielt man gute Erfolge.

Besonders bei solch schwerwiegenden Erkrankungen, wie Mukoviszidose, ist Acetylcystein unverzichtbar. Der Schleim wird verflüssigt und kann leicht abgehustet werden. Umstrittener ist jedoch die langfristige Behandlung einer Bronchitis mit Acetylcystein. Der Schleim wird zwar gelöst, jedoch konnte bisher keine signifikante Verringerung des Entzündungsprozesses verzeichnet werden.

Völlig unbestritten jedoch ist die Wirkung von NAC als Antidot zur Behandlung von Paracetamolvergiftungen. Bei einer akuten Vergiftung wird Acetylcystein für ca. 20 Stunden oral oder 72 Stunden intravenös verabreicht. Auch für die Entgiftung von speziellen chemischen Giften, wie z. B. Acrylnitril, Methacrylnitril oder Methylbromid ist die Wirkung von Acetylcystein erwiesen.

Der Einsatz von acetylcysteinhaltigen Kontrastmitteln bei Röntgenuntersuchungen von nierenkranken Risikopersonen hat keine Wirksamkeit ergeben. Gegenwärtig prüft man die Wirksamkeit von Acetylcystein bei psychiatrischen Erkrankungen, wie Schizophrenie, Zwangsstörungen oder Depressionen. Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Ein interessantes Einsatzgebiet ist auch die Erforschung der Wirksamkeit von Acetylcystein zur Schleimlösung bei Prostatitis.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei der Anwendung von Acetylcystein sind nur sehr wenige Nebenwirkungen bekannt. Kontraindiziert ist die Anwendung jedoch bei Kindern unter 2 Jahren, bei einer bekannten Überempfindlichkeit, bei Asthma bronchiale und bei Magen-Darm-Blutungen.

Bei der oralen Verabreichung kann es in seltenen Fällen zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Auch über Sodbrennen, Kopfschmerzen und Fieber wurde berichtet. Sehr selten kann ein anaphylaktischer Schock bei intravenöser Verabreichung auftreten.

Acetylcystein sollte nicht zusammen mit Antibiotika, sondern in einem zeitlichen Abstand von 2 Stunden, eingesetzt werden, weil dessen Wirksamkeit ansonsten reduziert würde.

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