5-Aminolävulinsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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5-Aminolävulinsäure, auch bekannt als 5-ALA, ist eine zur Gruppe der Ketocarbonsäuren gehörende Aminosäure. Bei Menschen kommt sie als Zwischenprodukt in der Häm-Synthese vor. Als Arzneimittel wird 5-Aminolävulinsäure in der lokalen Behandlung von aktinischen Keratosen eingesetzt, welche Vorstufen zum Hautkrebs darstellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist 5-Aminolävulinsäure?

Als Arzneimittel wird 5-Aminolävulinsäure in der lokalen Behandlung von aktinischen Keratosen eingesetzt, welche Vorstufen zum Hautkrebs darstellen.

Bei 5-Aminolävulinsäure handelt es sich um eine im menschlichen Körper vorhandene Aminosäure aus der Gruppe der Ketocarbonsäuren. 5-Aminolävulinsäure dient zur einmaligen Behandlung leichter aktinischer Keratosen von Gesicht und Kopfhaut. Behandelt werden dabei die unbehaarten Bereiche. Außerdem lässt sich 5-Aminolävulinsäure als unterstützendes Agens bei der operativen Resektion des bösartigen Hirntumors Glioblastom einsetzen.

5-Aminolävulinsäure wird chemisch gewonnen sowie auf biotechnologischem Wege mithilfe von Bakterien wie Methanobakterien, Rhodobakterien, Propionibakterien und ähnlichen.

Seit dem 19.01.2011 darf 5-Aminolävulinsäure anstelle einer individuellen Rezeptur nur noch als zugelassenes Fertigarzneimittel verwendet werden. Lediglich bei einem bestehenden klinischen oder wissenschaftlichen nachweisbaren Zusatznutzen einer individuellen Rezeptur darf von dieser Bestimmung abgewichen werden.

Pharmakologische Wirkung

5-Aminolävulinsäure (5-ALA) wirkt phototoxisch und konzentriert sich in Tumorzellen sowie tumorartigen Zellen mehr als in gesunden Zellen. Dabei wird es in Tumorzellen und tumorartigen Zellen zu Protoporphyrin IX umgesetzt.

Da es sich bei Protoporphyrin IX um ein rot fluoreszierendes Molekül handelt, lässt es sich gut in der Tumordiagnostik und photodynamischen Therapie (PDT) einsetzen. Diese in Tumorzellen verstärkte Protoporphyrin-IX-Anreicherung findet ihren Nutzen in der photodynamischen Therapie, um bösartige Zellen definieren und selektiv abtöten zu können.

Das ist möglich, weil das Protoporphyrin IX nach Belichtung mit hierfür speziell geeigneten Lichtquellen die Lichtenergie in sich aufnimmt und diese anschließend auf Sauerstoff überträgt, der dadurch zu sehr reaktionsfreudigem und toxischem Singulett-Sauerstoff wird. Auf diese Weise wird gezielt das maligne Tumorgewebe zerstört, in welchem sich das Protoporphyrin IX hauptsächlich gebildet hatte. Umliegende gesunde Zellen hingegen bleiben bei diesem Vorgehen größtenteils verschont.

Mit dem Nachweis von 5-Aminolävulinsäure im 24-Stunden-Urin lässt sich ferner eine chronische Bleiexposition oder Bleivergiftung feststellen. Außerdem findet sich erhöht konzentrierte 5-Aminolävulinsäure noch bei Porphyrien im Urin.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Mit 5-Aminolävulinsäure lassen sich per photodynamischer Therapie Hauttumore und aktinische Keratosen, Vorstufen von Hautkrebs, wirksam bekämpfen. Da sich 5-Aminolävulinsäure in Tumorzellen intensiver anreichert als in gesunden Hautzellen, wirkt sie gezielt auf die erkrankten Stellen ein.

5-Aminolävulinsäure, auch als 5-ALA geläufig, wird in Tumorzellen in Porphyrin umgewandelt. Unter Lichteinwirkung nimmt Porphyrin Energie aus dem Licht auf und gibt sie an den Sauerstoff in der Tumorzelle oder der aktinischen Keratose ab. Bei diesem Prozess bildet sich Singulett-Sauerstoff, der den Zelltod der bösartigen Hautzelle verursacht. 5-Aminolävulinsäure wird zur einmaligen Behandlung verwendet, da sie sehr effektiv ist.

Weiteres Einsatzgebiet für 5-Aminolävulinsäure ist die Gehirnchirurgie. Dieser Wirkstoff erleichtert wesentlich die Entfernung maligner Glioblastome im Gehirn - bösartige Tumore vom Typ des Astrozytoms. Der Patient trinkt 3 Stunden vor der Operation eine mit 5-Aminolävulinsäure zubereitete Lösung. Aufgrund eines Enzymdefektes in der Tumorzelle gelangt die photosensible Substanz vorrangig genau dorthin. Beim Operieren schaltet der Neurochirurg ein Blaulicht zu, woraufhin die 5-Aminolävulinsäure-haltige Tumorzelle rot-violett fluoresziert.

Zu entfernendes krankes Hirngewebe ist klar vom umliegenden intakten Gehirngewebe abgrenzbar. Der Tumor kann eindeutig identifiziert und entfernt werden. Mit dieser Methode sind nur halb so viele Nachoperationen zwecks Entfernen von Resttumorgewebe notwendig als bei ohne 5-Aminolävulinsäure durchgeführten Operationen.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei der Verwendung von 5-Aminolävulinsäure besteht die Gefahr einer erhöhten Lichtempfindlichkeit - einer sogenannten Phototoxizität. Aus diesem Grund sollten nach der Einnahme von 5-Aminolävulinsäure Augen und Haut 24 Stunden lang keinen starken Lichtquellen ausgesetzt werden.

Solche Lichtquellen sind direktes Sonnenlicht, sehr helle Innenbeleuchtung, aber auch die OP-Beleuchtung. Ebenso sollte die parallele Gabe von anderen potenziell phototoxisch wirkenden Substanzen vermieden werden. Dazu zählen Sulfonamide, Tetrazycline, Fluoroquinolone oder Johanniskraut-Extrakte.

Zu berücksichtigen ist, dass 5-Aminolävulinsäure die Leber belastet, weshalb auf möglicherweise hepatotoxisch wirkende Arzneimittel innerhalb 24 Stunden nach der Einnahme von 5-Aminolävulinsäure zu verzichten ist.

Patienten mit kardiovaskulärer Erkrankung sollten wegen der Risiken eines Blutdruckabfalls sowie der verminderten vaskulären Lungenresistenz mit besonderer Vorsicht mit 5-Aminolävulinsäure behandelt werden.

Blutbildkontrollen sind ratsam, da sich häufiger Blutbildveränderungen wie Anämie, Thrombozytopenie und Leukozytose zeigen.

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